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Hanco Jürgens / Jacco Pekelder / Falk Bretschneider / Klaus Bachmann (Hrsg.)

Eine Welt zu gewinnen! Formen und Folgen der 68er Bewegung in Ost- und Westeuropa

Leipzig: Leipziger Universitätsverlag 2009; 165 S.; brosch., 24,- €; ISBN 978-3-86583-357-0
Die gesellschaftlichen Entwicklungen, für die „68“ symbolisch steht, sind in Ländern wie Deutschland, den USA oder Frankreich Teil einer ausgeprägt nationalen Erinnerungskultur mit jeweils eigenen Debatten und Diskursen um deren Deutung. Dadurch sei die internationale Dimension dieses Wertewandels verdrängt worden, schreiben die Herausgeber und vertreten die These, „dass sich ‚68’ nicht auf nationale Geschichten begrenzen lässt, sondern als ein transnationales Ereignis gesehen werden muss“ (13). Diese Perspektive möchten sie mit dem Band herausstellen. Versammelt sind Beiträge zur 68er-Bewegung in Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und Polen, in deren Mittelpunkt vornehmlich Fragen der kulturellen Identität und die Rolle der Medien stehen. Zwar sind nicht alle Beiträge transnational ausgerichtet, doch findet sich z. B. eine vergleichende Analyse über die linksradikale Kritik des Strafvollzugs in Deutschland und Frankreich (Grégory Salle) oder über die internationale Verflechtung der niederländischen Provo-Bewegung (Niek Pas). Ob der in Westeuropa vollzogene Wertewandel auch in Osteuropa auszumachen ist, fragt Klaus Bachmann am Beispiel Polens. Hatte die Nachkriegsgeneration in Westeuropa beschlossen, „ihren Protest gegen die Wertewelt der Kriegsgeneration in Wut und [...] politisches Engagement umzuwandeln und aktiv zu werden, zog die polnische Nachkriegsgeneration aus den Ereignissen der 60er-Jahre die Konsequenz, sich ins Privatleben zurückzuziehen [...] und sich vor allem um privates Glück, soziale Sicherheit und mehr Wohlstand zu kümmern“ (134), lautet sein Fazit. Mit Polen befasst sich auch Jerzy Eisler. Er betont, dass es sich bei den Ereignissen des „polnischen März 1968“ um einen „Aufstand der gesamten jungen Generation“ (42) gehandelt habe. Sie seien auch nicht mit den Jugendprotesten der westlichen Welt vergleichbar: „Die Studentenführer im Westen wurden von einem Tag auf den anderen zu Helden der Massen [...]. In Polen wurden die Protestierenden ins Gefängnis geworfen und lebten in der Atmosphäre einer Hexenjagd.“ (40)
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.22 | 2.61 | 2.313 | 2.331 | 2.35 | 2.37 | 2.23 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Hanco Jürgens / Jacco Pekelder / Falk Bretschneider / Klaus Bachmann (Hrsg.): Eine Welt zu gewinnen! Leipzig: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/31165-eine-welt-zu-gewinnen_37062, veröffentlicht am 11.11.2009. Buch-Nr.: 37062 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken