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Brigitte Aulenbacher / Birgit Riegraf (Hrsg.)

Erkenntnis und Methode. Geschlechterforschung in Zeiten des Umbruchs. Für Ursula Müller

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2009 (Geschlecht & Gesellschaft 43); 336 S.; brosch., 39,90 €; ISBN 978-3-531-15899-0
Der Sammelband ist anlässlich des 60. Geburtstags von Ursula Müller entstanden, sie ist Professorin für Sozialwissenschaftliche Frauen- und Geschlechterforschung an der Universität Bielefeld. Die Autorinnen widmen sich der Geschlechterforschung, die sich in Zeiten gesellschaftlicher Veränderungen „aufgrund ihrer nach wie vor prekären Etablierung [kaum] dem auferlegten Handlungsdruck“ (9) entziehen kann und deshalb einmal mehr die Reflexion der eigenen Grundlagen anstrebt. Gerade dieser angenommene, aber keineswegs argumentativ belegte Handlungsdruck des Faches hinterlässt bei der gesamten Lektüre den Beigeschmack der bloßen Selbstbespiegelung. In redundanter Erwartbarkeit ergehen sich etwa Autorinnen, die das Fehlen familienorientierter Vereinbarkeitsstrategien für Frauen im Wissenschaftsbetrieb aufgrund strukturell bestehender Diskriminierung referieren – und dies als persönliches Glück statt als institutionellen Anspruch ausweisen –, ohne dieser neuerlichen Benennung akuter Missstände aber praktische Lösungsansätze abgewinnen zu können. Die iterative Diskussion bereits mehrfach erörterter Themen wie Zugang zu vergeschlechtlichten Organisationen, das Konzept hegemonialer Männlichkeit oder die Debatte zum Methodenmix qualitativer und quantitativer Untersuchungsverfahren fasst zwar übersichtlich den Stand der Forschung zusammen, geht aber nicht über diesen hinaus. Dies wäre angesichts der jungen Geschichte der Geschlechterforschung in der Bundesrepublik eigentlich auch zu viel verlangt. Deshalb erstaunt es umso mehr, dass sich die Geschlechterforschung einmal mehr neu zu erfinden oder neu zu positionieren sucht, statt den zu Recht konstatierten prekären Stand ihrer Etablierung selbst zu stärken. Anstelle immer neuer Prognosen und Positionierungen und der Verfolgung eines antizipierten Trends, in Zeiten des Umbruchs alles infrage zu stellen, wäre hier eine Konsolidierung, noch besser aber eine Unterlassung der Re-Re-Vision von Erkenntnis und Methode dienlich gewesen.
Eva Voß (EV)
Dr., Politikwissenschaftlerin, Senior Referentin für Diversity Management bei der Bertelsmann AG.
Rubrizierung: 5.2 | 5.42 | 2.27 | 2.36 | 2.34 | 2.26 Empfohlene Zitierweise: Eva Voß, Rezension zu: Brigitte Aulenbacher / Birgit Riegraf (Hrsg.): Erkenntnis und Methode. Wiesbaden: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/31309-erkenntnis-und-methode_37258, veröffentlicht am 11.11.2009. Buch-Nr.: 37258 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken