Skip to main content
Kilian Zeitz

Libanon: Eine defekte Demokratie? 20 Jahre Neuordnung im Machtgeflecht von Gruppen- und Staateninteressen

Marburg: Tectum Verlag 2009; 105 S.; pb., 24,90 €; ISBN 978-3-8288-9979-7
Der Autor lotet die Chancen der Konsolidierung einer liberalen und stabilen Demokratie im Libanon aus. Der multikonfessionelle Kleinstaat ist neben komplexen internen Konfliktlagen über seine gesamte Geschichte durch überregionale Macht- und Verteilungskonflikte und externe Einflussnahmen geprägt. Diesem Phänomen der „doppelten Einbettung“ (19) schenkt Zeitz daher besondere Beachtung. Den Ausgangspunkt seiner Analyse bildet das Abkommen von Taif im Jahre 1989, das das Ende des 1975 ausgebrochenen Bürgerkrieges und eine erste Konsolidierungsphase einläutete. Das Abkommen sah unter anderem eine Verfassungsergänzung vor, mit der die zuvor bestandene konfessionelle Proporzregelung zugunsten einer paritätischen Verteilung der Parlamentssitze zwischen Christen und Muslimen aufgehoben wurde. Für diese Phase bescheinigt Zeitz dem Libanon ein „stateness-Defizit [...], begründet durch die Präsenz Israels (bis 2000) und der Syrer (bis 2005)“ (55). Mit der Zedernrevolution, die den friedlichen Abzug der Syrer zur Folge hatte, setzte nach Zeitz’ Unterteilung die zweite Phase demokratischer Konsolidierung ein, die im Mittelpunkt der Arbeit steht. Die Untersuchung schließt mit dem Abkommen von Doha im Jahr 2008, mit dem die Gefahr eines erneuten Bürgerkrieges abgewendet werden konnte. Die Grundlage seiner Analyse bildet das Konzept der „embedded democracy“ bzw. der defekten Demokratie von Merkel sowie Lijpharts Bedingungen einer konsoziativen Demokratie. Entlang der Merkel’schen Kriterien und der Unterscheidung des demokratischen Systems in fünf Teilregime zeichnet Zeitz ein differenziertes Bild der libanesischen Demokratie. Trotz einiger „signifikanter Verbesserungen“, die erzielt werden konnten, „sind nach wie vor Defekte zu erkennen“, bilanziert er. Besonders hervorstechend seien diese im Teilregime „Bürgerliche Freiheitsrechte“, weshalb „im Libanon derzeit von einer Illiberalen Demokratie im Merkel’schen Sinne [...] die Rede sein sollte.“ (87)
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.63 | 2.2 | 2.21 | 2.22 | 4.41 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Kilian Zeitz: Libanon: Eine defekte Demokratie? Marburg: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/31604-libanon-eine-defekte-demokratie_37641, veröffentlicht am 04.02.2010. Buch-Nr.: 37641 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken