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Christian Lahusen / Britta Baumgarten

Das Ende des sozialen Friedens? Politik und Protest in Zeiten der Hartz-Reformen

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2010; 252 S.; kart., 29,90 €; ISBN 978-3-593-39032-1
Angesichts steigender Anteile der Bevölkerung, die in Armut oder armutsnahen Zonen leben, ist nicht nur die Sensibilität für Fragen der sozialen Gerechtigkeit in Deutschland gestiegen – viele Kommentatoren sehen darin auch Anzeichen eines Zerbrechens des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Die Autoren machen hierfür zwar nicht allein, aber doch in wesentlichem Maße die Jahre zwischen 1998 und 2005 verantwortlich. In die Legislaturperioden der von SPD und Bündnis 90/Die Grünen gebildeten Bundesregierung fiel der tiefgreifende Umbau des deutschen Wohlfahrtsstaats, der in den Hartz-Reformen gipfelte und von erheblichen Protesten begleitet war. Ausgehend von der Annahme, dass sowohl parteipolitische als auch öffentliche Debatten seitdem in einem veränderten politischen Feld stattfinden, befassen sich die Autoren sowohl mit Verlaufsformen und Trägergruppen der Protestwellen als auch mit den Auseinandersetzungen über die Reformvorhaben in der Medienöffentlichkeit dieses Zeitraums. Die empirische Basis der Studie beruht auf 38 Experteninterviews mit Vertretern aus Politik und Verbänden sowie einer Inhaltsanalyse der Artikel der Sparten Politik und Wirtschaft der Süddeutschen Zeitung der Jahre 1995 bis 2002. Ein wesentlicher Befund lautet, der von der SPD eingeschlagene Modernisierungskurs – weitgehend im Konsens mit den parlamentarisch vertretenen Parteien, Arbeitsgebern und Gewerkschaften - habe „einen katalytischen Effekt auf die Formierung und Mobilisierung außerparlamentarischer Protestwellen“ ausgelöst (210). Das aber zeige nicht ein Ende des sozialen Friedens an – jedenfalls dann nicht, wenn sich die Politik auf diesen Dissens durch eine Verbreiterung von Partizipationsmöglichkeiten einstelle (222). Hervorgegangen ist die Studie aus einem im 5. Rahmenprogramm der Europäischen Kommission bis 2005 geförderten europäischen Projektverbund („The contentious Politics of Unemployment in Europe: Political Claims-making, Policy Deliberation and Exclusion from the Labour Market – UNEMPOL“).
Thomas Mirbach (MIR)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.342 | 2.331 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Christian Lahusen / Britta Baumgarten: Das Ende des sozialen Friedens? Frankfurt a. M./New York: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/31750-das-ende-des-sozialen-friedens_37835, veröffentlicht am 20.04.2011. Buch-Nr.: 37835 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken