Skip to main content
Frigga Haug (Hrsg.)

Briefe aus der Ferne. Anforderungen an ein feministisches Projekt heute

Hamburg/Berlin: Argument 2010; 317 S.; brosch., 17,90 €; ISBN 978-3-86754-304-0
Angesichts der Weltwirtschaftskrise sieht Haug die Zeit gekommen, die Frage der Beteiligung von Frauen „noch einmal neu zu durchdenken“ (11). Konkret wurden feministische Wissenschaftlerinnen und Aktivistinnen aus 13 Ländern gefragt, „wie sie sich ein linkes feministisches Projekt heute vorstellen“ (13). Montserrat Galcerán, Philosophie-Professorin in Madrid, antwortet allerdings, dass sie sich „nicht berufen fühle, ein solches Projekt aufzustellen“ (123). Stattdessen stellt sie Reflexionen über die Entwicklung des spanischen Feminismus und dessen Neubelebung im Rahmen aktueller sozialer Bewegungen an. Zudem betont Galcerán, dass man „unter der Rubik Frauenpolitik weder soziale Maßnahmen zugunsten von Frauen verstehen sollte, noch die Tatsache, dass handelnde Subjekte in der traditionellen Politik zunehmend auch weiblichen Geschlechts sind“. Es gehe vielmehr um eine Form des politischen Handelns, „die uns Frauen [...] in jenen Themenbereichen, mit denen wir uns vorrangig befassen, eine entsprechende Autorität zuerkennt“ (125). Als Bereiche nennt sie etwa die Pluralisierung der Beziehungsformen und damit die Veränderung traditioneller Herrschaftsstrukturen, aber auch die Situation von Migrantinnen in Europa. Claudia Pinl benutzt ebenfalls den Begriff eines linken feministischen Projekts explizit nicht, sondern spricht kurz und bündig „die patriarchale Zurichtung von Frauen, physisch und psychisch“ an. Sie fragt wohl eher ironisch, ob die Frauen als Preis für die vielen Freiheiten, die sie „sich inzwischen herausnehmen (dürfen)“, immer wieder „an ihre im Patriarchat primäre Funktion als Sexualobjekt“ (212) erinnert werden. Als Konsequenz formuliert Pinl einige feministische Forderungen an die Parteien, u. a. Individualbesteuerung statt Ehegatten-Splitting, hohe Subventionen in Erziehung und Bildung sowie die Ahndung sexistischer und gewaltverherrlichender Darstellungen in den Medien. „Das müsste für eine Legislaturperiode erst einmal reichen.“ (213)
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.27 | 2.65 | 2.22 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Frigga Haug (Hrsg.): Briefe aus der Ferne. Hamburg/Berlin: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32054-briefe-aus-der-ferne_38232, veröffentlicht am 02.02.2011. Buch-Nr.: 38232 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken