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Carolin Butterwegge

Armut von Kindern mit Migrationshintergrund. Ausmaß, Erscheinungsformen und Ursachen

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2010; 580 S.; 49,95 €; ISBN 978-3-531-17176-0
Gesellschaftswiss. Diss. Duisburg-Essen; Gutachter: J. Zimmer, U. Boos-Nünning. – In den vergangenen 20 Jahren ist die Kinderarmut in Deutschland stark angestiegen und wurde innerhalb der Armutsforschung auch entsprechend breit untersucht. Unbestritten gelten nichtdeutsche Kinder als besonders armutsgefährdet, die Forschungslage zu ihrer spezifischen Armutsbetroffenheit sei jedoch keineswegs befriedigend, schreibt die Autorin. Sie zielt mit ihrer breit angelegten Untersuchung auf „eine möglichst klischeefreie Deskription der äußerst pluralen und bloß teilweise von Armut geprägten Lebenslagen von Kindern mit Migrationshintergrund“ (12). Erkenntnisleitend ist die These, dass für die gestiegenen Armutsrisiken weniger individuelle Merkmale, sondern vielmehr strukturelle Faktoren verantwortlich sind. Im Mittelpunkt der Arbeit steht die Analyse der Armutsrisiken und Lebenslagen dieser Gruppe der Minderjährigen. Hierzu hat Butterwegge – und das ist ein wichtiges Verdienst dieser Arbeit – die staatliche Sozial- und Migrationsberichterstattung verschiedener Fachressorts ausgewertet und zahlreiche sozialwissenschaftliche Teilbefunde zusammengeführt. Auf dieser Grundlage werden differenziert und faktenreich Ausmaß, Ursachen und Einflussfaktoren der Lebenslagen von Migrantenfamilien für die Bereiche Einkommen, Wohnen, Bildung, Gesundheit und soziale Netzwerke dargestellt. Die Erscheinungsformen der Armutsgefährdung und Unterversorgung werden sowohl für Kinder mit Migrationshintergrund allgemein dargestellt als auch gesondert für die Gruppe der Aussiedler und die der Flüchtlingskinder untersucht. Anschließend reflektiert die Autorin unterschiedliche gesellschaftstheoretische sowie arbeits-, migrations- und mikrosoziologische Ansätze zur Erklärung der hohen Armutsrisiken. Butterwegge macht am Ende unterschiedliche Ursachenkomplexe für die überdurchschnittliche Armutsbetroffenheit von Kindern mit Migrationshintergrund aus. Diese beziehe sich nicht nur auf haushaltsformenspezifische, sondern auch auf sozialstrukturelle und ethnische bzw. aufenthaltsrechtliche Polarisierungen, sodass deren Armut, so ein Fazit der Autorin, in die „klassen- und migrationsspezifische Strukturierung sozialer Ungleichheiten eingebettet“ (540) ist.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.35 | 2.331 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Carolin Butterwegge: Armut von Kindern mit Migrationshintergrund. Wiesbaden: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32470-armut-von-kindern-mit-migrationshintergrund_38741, veröffentlicht am 21.09.2010. Buch-Nr.: 38741 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken