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Alex Demirović / Julia Dück / Florian Becker / Pauline Bader (Hrsg.)

VielfachKrise. Im finanzmarktdominierten Kapitalismus

Hamburg: VSA 2011; 228 S.; 16,80 €; ISBN 978-3-89965-404-2
Die scheinbar überwundene Wirtschafts- und Finanzkrise hat bislang nicht zu einer geänderten Politik und zu neuen Regulationsweisen geführt. Vielmehr wurden lediglich Symptome kurzfristig bekämpft, während bereits neue Krisenszenarien, wie die Euro- und die Schuldenkrise, aber auch permanente Krisenerscheinungen, die „sozial-ökologische Krise“ (16), die „Dauerkrisen der Reproduktion“ (19) und nicht zuletzt die „Krise der parlamentarischen Demokratie“ (21), die Frage nach alternativen Wirtschafts- und Gesellschaftsformen stellt. Übergreifendes Anliegen der Beiträge ist es, den Funktionszusammenhang der multiplen Krisenerscheinungen deutlich zu machen und als einen immanenten Ausdruck der gesellschaftlichen Kräfte- und Herrschaftsverhältnisse zu interpretieren. Die Krisendynamik der neoliberalen Gesellschaftsformation wird nicht in erster Linie durch äußere Ereignisse und Entwicklungen ausgelöst, sondern ist selbst Resultat des finanzmarktdominierten Kapitalismus. Die Analysen stehen im Kontext der Krisentheorie im Anschluss an Gramsci und Poulantzas. Die Beiträge beleuchten die Ursachen der jüngsten Weltwirtschafts- und Finanzkrise (Sablowski; Demirovic), die „Kontinuität kapitalistischer Naturverhältnisse“ (79) (Brand; Wissen; Brunnengräber; Dietz); Fragen der Reproduktionsarbeit und der Geschlechterordnung (Wichterich; König; Jäger; Atzmüller) sowie deren lokale Auswirkungen für Städte und den ländlichen Raum (Heeg; Hoering; Holm). Der abschließende Beitrag von Silver und Arrighi (John Hopkins Universität, Baltimore) skizziert längerfristige „evolutionäre Muster des Weltkapitalismus“ (220). Der Band geht zurück auf einen Workshop der Sommerakademie von Attac Deutschland. Die Autoren nehmen nicht an, dass die Verdichtung von Krisenszenarien bereits in eine neue Periode gesellschaftlicher Regulation auf der Grundlage eines neuen Akkumulationsmodells führen würde. Vielmehr sei der „Postneoliberalismus“ als eine Übergangsperiode durch „vielfältige Suchprozesse“ gekennzeichnet (60), bei denen es Marxisten auch weiterhin um „Perspektiven zur Überwindung des Kapitalismus“ (27) geht.
Andreas Eis (AE)
Jun.-Prof. Dr., Didaktik des politischen Unterrichts und der politischen Bildung, Institut für Sozialwissenschaften Oldenburg, Fakultät I.
Rubrizierung: 4.43 | 4.45 | 2.2 | 2.21 | 2.263 | 2.27 | 2.343 | 2.36 | 2.325 Empfohlene Zitierweise: Andreas Eis, Rezension zu: Alex Demirović / Julia Dück / Florian Becker / Pauline Bader (Hrsg.): VielfachKrise. Hamburg: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32531-vielfachkrise_38822, veröffentlicht am 20.04.2011. Buch-Nr.: 38822 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken