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Uwe Petersen

Wirtschaftsethik und Wirtschaftspolitik. Zur Überwindung der globalen Wirtschaftskrise. Von der liberalen zur sozialliberalen Wirtschaftsordnung

Hamburg: Verlag Dr. Kovač 2010 (Probleme und Chancen der Globalisierung 4); 441 S.; 98,- €; ISBN 978-3-8300-5147-3
Wie viele andere sieht auch Petersen in der gegenwärtigen Weltwirtschaftkrise die größte Herausforderung seit 1929. Er nähert sich ihr daher grundsätzlich, indem er den Motivationen wirtschaftlichen Handelns und Prinzipien wirtschaftlichen Geschehens nachspürt. Hieran anschließend formuliert er Grundzüge einer Wirtschaftsethik, aus denen er Leitlinien für eine reformierte Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik ableitet. Einleitend stellt der Autor heraus, dass er die allgemeine Neigung, die Ursache der Krise in der Deregulierung des Bankensystems zu sehen, nicht teile. Vielmehr seien die eigentlichen Ursachen Ungleichgewichte in der Wirtschaft. Im Zuge wirtschaftlicher Entwicklung und „zunehmender Disparitäten in der Einkommens- und Vermögensverteilung wuchs das Sparvolumen überproportional an“ (9). Es wurde schließlich immer mehr investiert und so wuchsen sich diese Diskrepanzen zum Motor der Spekulation aus, erläutert Petersen. Er widersetzt sich zudem der simplen Annahme, dass bloß egoistisches Wirtschaften als „natürliche Motivation des Menschen“ (11) angenommen werden dürfe. Er stellt dem das Streben nach Lebenssicherung und die berufsethische Dimension gegenüber. Daher plädiert er auch für die Überwindung egoistischen Wirtschaftens zugunsten einer Identifikation mit dem Gemeinwohl. Denn, so ist für den Autor eindeutig, „ethisch handeln kann nur, […], wer sich zugleich auf seine Mitmenschen und seine Umwelt bezieht“ (341). Aus diesen Überlegungen zieht der Autor weitreichende Schlüsse: „Der einzige Grund, warum in einem entwickelten Industrieland die Wirtschaft wachsen muss, ist die Notwendigkeit, zusätzliche Ersparnisse Gewinn bringend investieren zu können“ (345). Warum, fragt Petersen also, sollte in Deutschland die Wirtschaft wachsen müssen, wo doch die Bevölkerung abnehme? Für die Zukunft schlägt er u. a. vor, sich den Forderungen Helmut Schmidts zur Verbesserung der Bankenaufsicht anzuschließen, Investmentbanken und Geschäftsbanken zu trennen, bei Bankkonkursen eher zu verstaatlichen als zu bürgen und eine Vermögenssteuer einzuführen.
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.22 | 2.3 | 4.43 | 5.44 | 5.45 Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Uwe Petersen: Wirtschaftsethik und Wirtschaftspolitik. Hamburg: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32537-wirtschaftsethik-und-wirtschaftspolitik_38832, veröffentlicht am 30.08.2010. Buch-Nr.: 38832 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken