Der israelisch-palästinensische Wasserkonflikt. Diskursanalytische Betrachtungen
Diss. Marburg; Gutachter: B. Meyer, T. Bonacker. – Konflikte um Wasser werden immer wichtiger, wenn Umweltdegradation und globale Erwärmung fortschreiten. Diese Erkenntnis findet sich häufig in den einschlägigen Veröffentlichungen der Friedens- und Konfliktforschung. Selten wird jedoch belegt, worin die inneren Zusammenhänge solcher Konflikte eigentlich bestehen und wie sie politisch, ökonomisch und identitär wirken können. Fröhlich hilft diesem Mangel ab, indem sie die, oftmals durch andere Themen (beispielsweise der Status von Jerusalem oder der israelische Siedlungsbau) zurückgedrängten Fragen nach der Rolle des Wassers in der Konstruktion von Identität im Palästinakonflikt in den Mittelpunkt stellt. Damit geht sie nicht nur über vermeintlich objektivierbare Daten zu Wasservorkommen und -verfügbarkeit hinaus, sondern nimmt auch „zahllose soziale, materielle und symbolische Vermittlungsprozesse, die verschiedenen Funktionen der Ressource Wasser sowie die mit ihnen verbundenen Nutzungsinteressen“ (23) in den Blick. Hinter die emotional aufgeladene Erzählung vom Wasser zu blicken, ist das Anliegen dieses Buches. Dazu analysiert Fröhlich die Diskursstrukturen, die über Inklusion/Exklusion der diskursrelevanten Akteure entscheiden, mittels der kritischen Diskursanalyse. Die dominanten Aspekte (Diskursstränge), ihre Veränderungen im Lauf der Zeit, die diskursiven Mittel und ihre „Umwelt“, also ihre relative Position zu anderen Diskursen rekonstruiert die Autorin, um auf diese Weise die wechselseitigen Auswirkungen verschiedener Narrative herauszuarbeiten. Fröhlich analysiert dazu die Diskursverläufe auf beiden Seiten des Konflikts getrennt und kann so deutlich machen, welche Hegemonialdiskurse diese prägen. Im Ergebnis herrscht demnach zwar Konsens darüber, dass die Wasserfrage konsensual gelöst werden muss; allerdings wird dieser Anspruch durch konfrontative Diskursstränge von Vorherrschaft und Unterlegenheit sowie von demokratischem oder verwaltendem Management konterkariert. Erst, wenn diese durch kooperative Diskurse ersetzt würden, könnten sich neue Möglichkeiten zur Konfliktbearbeitung ergeben. Dazu allerdings sei die Rolle externer Akteure, die die vorherrschenden Diskursstrukturen durchbrechen könnten, von Bedeutung und deshalb in weiterführenden Forschungen zu untersuchen.