Identität, Selbstverständnis, Berufsbild. Implikationen der neuen Einsatzrealität für die Bundeswehr
Angesichts der sich rasch verändernden sicherheitspolitischen Rahmenbedingungen und der damit verbundenen unterschiedlichen Anforderungen an die Streitkräfte ist eine stetige Anpassung des Systems Bundeswehr notwendig. In den Beiträgen werden die Folgen dieser Transformation sowie der neuen Einsatzrealität für die Soldaten der Bundeswehr thematisiert. Dörfler-Dierken und Kümmel verfolgen die Absicht, den Blick weg von den strukturellen, ausrüstungstechnischen Implikationen und hin auf die individuellen Herausforderungen für die Betroffenen zu wenden. Aus diesem Anlass veranstaltete das Sozialwissenschaftliche Institut der Bundeswehr (SOWI) vor eineinhalb Jahren einen Workshop, dessen Ergebnisse nun veröffentlicht werden. Der inhaltliche Bogen der Diskussionsbeiträge ist dabei weit gespannt: Von den verschiedenen Berufsrollen der Soldaten, wie sie durch die Streitkräfte gefordert werden (Ohm), über Schwierigkeiten der Bundeswehr bei der Traditionsbildung aus ihrer eigenen Geschichte heraus (de Libero) bis hin zu psychischen Folgen von Einsatzbelastungen (Biesold). Die theoretischen Überlegungen werden mit Praxisbeispielen aus dem Afghanistaneinsatz oder einer empirischen Studie zum „demokratischen Soldaten“ (Bake, 129) ergänzt. Fast allen Beiträgen ist ein kritischer Tenor gemein, in dem auf insgesamt große Herausforderungen verwiesen wird. Am deutlichsten arbeitet dies Warburg anhand der „paradoxen Anforderungen“ (63) an den Soldaten im Auslandseinsatz heraus – am Spagat zwischen den gleichzeitigen Aufgaben als Helfer und Kämpfer könne dieser nur scheitern.