Jung – rechts – unpolitisch? Die Ausblendung des Politischen im Diskurs über Rechte Gewalt
Sozialwiss. Diss. Hamburg; Gutachterin: H. Faulstich-Wieland. – Dierbach untersucht diskursanalytisch verschiedene Hauptstränge der Erforschung gewalttätigen jugendlichen Rechtsextremismus, denen er vor allem vorwirft, durch eine primär jugendbezogene Perspektive die Komplexität und vor allem die politische Dimension rechter Gewalt nicht erfassen zu können. Mit dem Verweis auf die „Jugendlichkeit“ der Täter werde die politische Dimension der Taten regelmäßig verdeckt. Er plädiert dafür, „Jugend“ als Erklärungsfaktor infrage zu stellen und sich den tatsächlichen politischen Motiven und Positionen der Täter zu stellen. Analysiere man „rechte Gewalt“ in ihrer historischen Dimension, werde auch deren ideologiehistorische Verbindung zum historischen Nationalsozialismus bzw. ihre dortige Verwurzelung sichtbar. So sehr man dem Verfasser im Ansatz auch folgen mag: Es bleibt die Frage, ob die Position, den Rechtsextremismus als Jugendproblem zu betrachten und dadurch zu entpolitisieren, in der Forschung tatsächlich (noch) so hegemonial ist, wie dies Dierbach behauptet. Gerade in den vergangenen Jahren hat die Einsicht – auch in der Wissenschaft – deutlich zugenommen, dass Rechtsextremismus und entsprechend motivierte Gewalten keinesfalls in erster Linie ein Adoleszenzproblem darstellen, und ihre Abwehr gesamtgesellschaftlich anspruchsvolle Gegenkonzepte und komplexe Lösungsansätze einfordert.