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Torsten Diedrich / Walter Süß (Hrsg.)

Militär und Staatssicherheit im Sicherheitskonzept der Warschauer-Pakt-Staaten. Hrsg. im Auftrag des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes und der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR

Berlin: Ch. Links Verlag 2010 (Militärgeschichte der DDR 19); X, 371 S.; 34,90 €; ISBN 978-3-86153-610-9
Immer wieder werde die Frage gestellt, „warum es gelang, die teilweise wirtschaftlich sehr maroden sozialistischen Staaten über vierzig Jahre hinweg am Leben zu erhalten“ (6), schreiben die Herausgeber und stellen einen wesentlichen Aspekt zur Beantwortung heraus: die Sicherheitspolitik, im Inneren wie Äußeren. In den Beiträgen wird untersucht, wie sich „innere und äußere Sicherheit, innere und äußere Repression in den Staaten des Warschauer Pakts zueinander verhalten“ haben. Als auffällig erwiesen sich die Überschneidungen: „Der Staatssicherheitsdienst war in fast allen Teilnehmerstaaten nicht nur für die innere Sicherheit verantwortlich, sondern operierte außer Landes, spionierte und baute Netzwerke auf“, ebenso „hatte das Militär eine disziplinierende und damit systemstabilisierende Funktion im Innern“ (7). Entsprechend sind die Beiträge gruppiert: Nach einer Überblicksdarstellung der Wechselwirkungen am Beispiel der DDR folgt ein Kapitel, in dem die Geheimdienste der Sowjetunion, der DDR, Jugoslawiens und Rumäniens im Mittelpunkt stehen. Im zweiten Kapitel über die Krisen in Ungarn und Polen zeigt sich deutlich, dass deren Bewältigung niemals nur eine innenpolitische Angelegenheit war und zu Konsequenzen bei Verbündeten führte – zumal stets die Ideologie des gesamten Systems in Zweifel gezogen war. Außerdem wird gefragt, inwieweit in Ungarn, wo die Staatspartei den Transformationsprozess bis 1990 leitete, die Staatssicherheit diesen mitgestaltete. Im letzten Kapitel wird der Betrachtungsradius erweitert, untersucht werden die Auswirkungen des Ost-West-Entspannungsprozesses. Vier der fünf Beiträge sind der DDR und der deutschen Frage gewidmet, ein weiterer Bulgarien während des letzten Höhepunktes des Kalten Krieges von 1975 bis 1985. In den Vorworten betonen Oberst Hans-Hubertus Mack, Amtschef des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes, und Marianne Birthler, Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR, dass der Kalte Krieg bis heute erkennbare Spuren hinterlassen habe und dessen Erforschung eine der Grundlagen für ein gegenseitiges Verständnis in der Gegenwart schaffe. Die Erfahrungen im sowjetischen Machtbereich seien Westeuropa zwar fremd, sollten aber nicht als Randphänomen gesehen, sondern als Teil der europäischen Geschichte erinnert und erforscht werden.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.1 | 4.22 | 4.3 | 2.314 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Torsten Diedrich / Walter Süß (Hrsg.): Militär und Staatssicherheit im Sicherheitskonzept der Warschauer-Pakt-Staaten. Berlin: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32916-militaer-und-staatssicherheit-im-sicherheitskonzept-der-warschauer-pakt-staaten_39317, veröffentlicht am 02.02.2011. Buch-Nr.: 39317 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken