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Holger Albrecht / Rolf Frankenberger (Hrsg.)

Autoritarismus Reloaded. Neuere Ansätze und Erkenntnisse der Autokratieforschung

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2010 (Weltregionen im Wandel 10); 405 S.; 44,- €; ISBN 978-3-8329-5541-0
Francis Fukuyamas berüchtigtes Diktum vom Ende der Geschichte hat sich, so die Herausgeber, offensichtlich als zu optimistisch erwiesen. Die Demokratie steht auch im 21. Jahrhundert erheblich unter Legitimierungsdruck. Außerhalb der OECD-Welt bilden „autoritäre Systeme und solche Staaten, die sich in einer Grauzone zwischen den beiden etablierten Systemtypen Demokratie und Autoritarismus befinden“ (11), das politische Lebensumfeld für den überwiegenden Teil der Menschheit. Um der Frage nachzugehen, ob überhaupt noch von einem anhaltenden Siegeszug der Demokratie gesprochen werden kann oder ob nicht vielmehr die Diagnose einer nachhaltigen Renaissance autoritärer Herrschaft angemessen ist, konzentrieren sich die Autoren auf drei Teilaspekte einer insbesondere im angelsächsischen Raum seit Mitte der 2000er-Jahre virulent geführten Debatte. Besonders der Aspekt der Legitimierung autoritärer Systeme jenseits „repressiver staatlicher Ressourcen“ (15) vermag ein interessantes Licht auf die scheinbare Attraktivität solcher Systeme zu werfen. Während dieser Legitimitätsaspekt im dritten Teil des Bandes unter dem Titel „Gesellschaft, Kultur, Legitimation“ abgehandelt wird, erfahren die Aspekte der System- und Institutionentheorie in den ersten beiden Teilen eine vertiefte Auseinandersetzung. Hierbei ist besonders auf den Beitrag von Kevin Köhler und Jana Warkotsch hinzuweisen, die die gängigen und in den Medien vielfach zitierten Demokratieskalen etwa von Freedom House oder der Bertelsmann-Stiftung hinsichtlich ihres Aussagegehaltes kritisch hinterfragen. Der letzte Teil des Bandes stellt unter dem recht allgemein gehaltenen Titel „Stabilität und Wandel“ die Frage nach der (Re-)Demokratisierung autoritärer Systeme, wobei insbesondere der Beitrag von Peter Thiery von Interesse ist. Er vermag mit Blick auf Lateinamerika die prekären Momente der Wandlungen von politischen Systemen besonders eindrucksvoll nachzuzeichnen. Die Lektüre des Bandes ist hinsichtlich dieser beiden Themenfelder – der Legitimation autoritärer Regime und des Blicks auf die Praxis des Systemwandels – in jedem Fall lohnenswert.
Matthias Lemke (LEM)
Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.25 | 2.21 | 2.62 | 2.63 | 2.65 | 2.67 | 2.68 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Holger Albrecht / Rolf Frankenberger (Hrsg.): Autoritarismus Reloaded. Baden-Baden: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33090-autoritarismus-reloaded_39533, veröffentlicht am 08.12.2010. Buch-Nr.: 39533 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken