Berthold Franke resümiert in dem anlässlich des 80. Geburtstages von Kurt Lenk herausgegebenen Band seinen Beitrag über die „geistige Situation einer Schülergeneration“ mit dem selbstkritischen Gedanken, dass die Schüler von Lenk eine an ihn anknüpfende und auf seine Erkenntnisse aufbauende „substanzielle Ideologiekritik“ (275) schuldig geblieben seien. Einmal abgesehen davon, dass allein das Bonmot von Franke, nachdem für die Schüler Lenks die theoretische Abarbeitung an Carl Schmitt die ambitionierteste Herausforderung war, da es sich bei Schmitt um „das Edelwild unter den Trophäen der ideologiekritischen Jagd“ (268) gehandelt habe, ihn in seiner radikalen Selbstkritik Lügen straft, bildet der Gedanke einen zentralen Grundzug des Sammelbandes ab: Die politikwissenschaftliche Forschung, gerade auch die Politische Theorie als ihr anspruchsvollstes Unterfangen, ist ärmer geworden in ihrer ideologiekritischen Tiefenschärfe – daran besteht kein Zweifel. Aber dass das Projekt nicht gar so aussichtslos ist, zeigt auch dieser Band, in dem zu den Themenfeldern Populismus, Rechtsextremismus, Zustand und Zukunft der Demokratie sowie Ideologie- und Gesellschaftskritik heute eine Reihe von Beiträgen zusammengetragen sind, die verdeutlichen: Das Projekt Ideologiekritik ist keinesfalls am Ende, viele von Lenk gewobene Fäden werden (wieder) aufgegriffen, gerade auch in der Einklammerung des „Mythos der politischen Mitte“ – so der Titel des am Ende des Bandes wieder abgedruckten Beitrags von Lenk selbst.