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Horst Dreier / Dietmar Willoweit (Hrsg.)

Wissenschaft und Politik

Stuttgart: Franz Steiner Verlag 2010; XII, 275 S.; 42,- €; ISBN 978-3-515-09737-6
In dem von den Rechtswissenschaftlern Dreier und Willoweit herausgegebenen Buch werden die Probleme und Potenziale des komplexen Verhältnisses zwischen Naturwissenschaft und Politik ausgelotet. Einerseits erscheinen beide als völlig getrennte Systeme, andererseits lassen sich wechselseitige Bezüge ausmachen. Dieser Problemstellung nähern sich die Autoren in vier Abschnitten an. Im Mittelpunkt des ersten („Politik ohne Wissenschaft?“, 3) steht das politische Modell des Dezisionismus. Kann das Politische nur dann seine wahre Natur entwickeln, wenn der Kampf um Mehrheiten allein entscheidend ist? Dieses würde in seiner ganzen Konsequenz letztlich zu einem Bedeutungsverlust der wissenschaftlichen Rationalität führen, da eine entsprechende Begründung als nicht mehr nötig erachtet werden könnte. Im zweiten Part wird der gegenteilige Fall betrachtet: „Wissenschaft ohne Politik?“ (35) Kann es für die Wissenschaft erstrebenswert sein, unabhängig von politischen Entscheidungsträgern zu agieren? Ist dieses nicht sogar, in der Tradition der oftmals missverstandenen Wertefreiheit der Wissenschaft nach Max Weber, eine Grundbedingung? Die Verwissenschaftlichung der Politik wird im Abschnitt „Wissenschaft statt Politik?“ (129) thematisiert. In diesem Szenario orientieren sich politische Akteure allein an der Grundlage der wissenschaftlichen Rationalität, was der Vollendung der Vernunft gleichkäme. Wie die Philosophenkönige bei Platon erscheint ein solches Modell als „Musterbild eines Staates“ (130). Inwieweit ist die Politik daher gezwungen, wissenschaftliche Erkenntnisse zu berücksichtigen? Würde dies nicht die demokratisch legitimierte Freiheit der Politik und damit die Demokratie als solche untergraben? Im abschließenden Abschnitt „Wissenschaft in der Politik?“ (199) wird zwischen diesen bisherigen Überlegungen vermittelt und zu diesem Zweck die historische Entwicklung der wissenschaftlichen Politikberatung skizziert. Zudem werden ihre Möglichkeiten, insbesondere hinsichtlich der demokratischen Legitimation, betrachtet. Hierzu, so Herfried Münkler, müssen sich beide Ebenen, auch durch die Rückkoppelung an die Zivilgesellschaft, der Ausrichtung auf das Gemeinwohl verpflichtet fühlen.
Arne Arps (AA)
M. A., Doktorand der Politikwissenschaft, Universität Vechta.
Rubrizierung: 5.2 Empfohlene Zitierweise: Arne Arps, Rezension zu: Horst Dreier / Dietmar Willoweit (Hrsg.): Wissenschaft und Politik Stuttgart: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33253-wissenschaft-und-politik_39762, veröffentlicht am 19.01.2011. Buch-Nr.: 39762 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken