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David Remnick

Barack Obama. Leben und Aufstieg. Aus dem Englischen von Friedrich Griese, Christina Knüllig und Bernd Rullkötter

Berlin: Berlin Verlag 2010; 976 S.; 34,- €; ISBN 978-3-8270-0893-0
„Den Mittelpunkt seiner Rhetorik und seiner Wirkung sollte die Frage bilden, wer er war, woher er kam, wie er sich selbst definierte und wie es ihm letztlich gelang, sein Wesen und seine Persönlichkeit als Ausdruck amerikanischer Ambitionen und Hoffnungen darzustellen.“ (12) – Angesichts eines spezifischen Parteiensystems mit ganz eigenen Regeln der Kandidatenkür ist das persönliche Profil eines Politikers von herausragender Bedeutung und Barack Obama hat wie wohl kaum ein anderer Präsidentschaftskandidat vor ihm erfasst, dass er mit seiner Herkunft, die er anreicherte mit Ausbildung und beruflicher Erfahrung, den Traum von einem modernen, gerechten Amerika widerspiegeln konnte. So schildert es David Remnick, Chefredakteur des New Yorker. Obama wurde auf Hawaii als Sohn einer weißen US-Amerikanerin und eines Kenianers geboren, wuchs teilweise in Indonesien auf, sammelte nach einem politikwissenschaftlichen Studium erste berufliche Erfahrungen in Chicago als Community Organizer und studierte dann an der Harvard Law School, dort wurde er der erste schwarze Präsident der renommierten Fachzeitschrift Harvard Law Review. Sich seiner ungewöhnlichen und doch so symbolträchtigen Biografie bewusst, formte Obama eine Erzählung, die ihn die Präsidentschaftswahlen gewinnen ließ. Remnick vermittelt mit der Schilderung dieser Entwicklung nicht nur Einblicke in (partei-)politische Prozesse, sondern auch in ein im Ergebnis bewundernswert professionelles, durchdachtes politisches Agieren, das gleichwohl nicht aus Kalkül entstand, sondern aus der Intuition erwuchs. Obama, der erst in den Senat von Illinois und anschließend in den der Vereinigten Staaten gewählt wurde, hat als Senator fortschrittliche Standpunkte vertreten. Einen Aspekt seiner Laufbahn und insbesondere dann des Präsidentschaftswahlkampfes arbeitet Remnick aber als einzigartig prägend heraus: Zwar ist Obama als moderner Politiker, der für alle sprechen will, angetreten. Seine Hautfarbe aber lässt nicht vergessen, dass der Rassismus die US-Geschichte durchzieht wie ein roter Faden und noch immer virulent ist – Remnick zeigt dies in Rückblenden auf die Geschichte, ohne die die Gegenwart nicht zu verstehen ist. Dem Rassismus gegenüber steht der lange Atem der afroamerikanischen Bevölkerung, die seit Jahrhunderten daran arbeitet, ihre Diskriminierung zu beseitigen. Remnick nimmt zwar für sich nur in Anspruch, eine journalistische Biografie geschrieben zu haben, gelungen ist ihm aber eine weit über die Person Obamas hinausgehende Würdigung seiner Wahl als eine historische Zäsur in der Emanzipationsgeschichte der USA.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.1 | 2.64 | 2.22 | 2.23 | 2.24 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: David Remnick: Barack Obama. Berlin: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33260-barack-obama_39770, veröffentlicht am 12.01.2012. Buch-Nr.: 39770 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken