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Renée Menéndez

Theorie des Kapitalismus als Sozialwissenschaft. Prolegomena einer sozialen Zinstheorie

Berlin: Lit 2010 (Politikwissenschaft 179); X, 189 S.; 19,90 €; ISBN 978-3-643-10901-9
Menéndez versucht den Entwurf einer „Währungspolitik [zu] skizzieren, deren Elemente auf der Basis systemtheoretischer Erkenntnisse aufbauen“ (129) – angestrebt ist damit nichts weniger, als „die Immunisierung der ökonomischen Theorie gegenüber der Systemtheorie“, die „ein bemerkenswertes Faktum“ (1) sei, aufzulösen. Wie im Untertitel angekündigt, handelt sich bei dieser Studie nur um Vorbemerkungen, die allerdings schwer verständlich zu lesen sind. Zudem stellt sich die Frage, warum das Buch in die politikwissenschaftliche Reihe aufgenommen wurde, von einer tatsächlichen fachlich orientierten Theoriebildung ist wenig zu erkennen und dem Kapitel über das „Finanzsystem und die reale Welt“ sind nicht einmal zwei Seiten gewidmet. Argumentiert wird wider die Gepflogenheiten der ökonomischen Theorie, das Erkenntnisinteresse auf die Analyse der Entscheidungen von Individuen zu reduzieren, die über Märkte miteinander kommunizieren. Der Liberalismus an sich mache aber keine Struktur aus, sondern generiere „lediglich ein Quasi-System“ (28). Die gesellschaftliche Kohärenz etabliere sich vielmehr durch die Kommunikation über Güter – mit dieser These bietet sich der Anknüpfungspunkt an die Systemtheorie, in der soziale Systeme „als durch Kommunikation definierte Gesellschaften konzipiert“ (5) werden. Sodann werden die Banken „als Agenten zur Wahrung des Gemeinwohls einer Gesellschaft“ (75) vorgestellt, was sich in der Kreditvergabe äußere. Menéndez weist dann der Zentralbank als Hüterin des Systems eine herausragende Rolle zu, erklärt den Budgetausgleich zum „sine qua non“ (138) der Wirtschaftspolitik und erkennt in der Staatsfinanzierung über den Notenbankkredit eine „unmittelbar attraktiv wirkende Entscheidungsoption“ (139). Bankenkrisen und Staatspleiten spielen in dieser Abhandlung keine Rolle, dafür liest man, dass sich „über die Produktion von Arbeitslosigkeit eine Dämpfung des Lohnauftriebs“ (155) erreichen lasse – spätestens nun stellt sich die Frage, was an diesem Entwurf einer Zinstheorie das Adjektiv sozial rechtfertigt, der magere Hinweis in einer Fußnote auf die Freiburger Schule ersetzt jedenfalls nicht die Definition. Insgesamt sind diese Vorbemerkungen aus politikwissenschaftlicher Sicht unergiebig, unfreiwillig aufgezeigt werden allenfalls die Grenzen der Systemtheorie.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 5.45 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Renée Menéndez: Theorie des Kapitalismus als Sozialwissenschaft. Berlin: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33288-theorie-des-kapitalismus-als-sozialwissenschaft_39809, veröffentlicht am 30.03.2011. Buch-Nr.: 39809 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken