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Armin Steinbach / Philipp Steinberg

Nach der Krise ist vor der Krise. Haben wir die richtigen Lehren gezogen und was bleibt zu tun?

Marburg: Metropolis-Verlag 2010; 233 S.; 19,80 €; ISBN 978-3-89518-843-5
„Wichtig ist vor allem, dass wir die Interdependenzen zwischen sozialpolitischen, finanzmarktpolitischen und wirtschaftspolitischen Entwicklungen erkennen“ (168). Diesen Satz platzieren die Autoren fast beiläufig; doch er ist zentral für dieses Buch, das neben bedachten Analysen auch zahlreiche Reformvorschläge anbietet. Steinbach und Steinberg diskutieren hochaktuelle Themen wie Mindestlöhne, Banken- und Luftverkehrsabgabe oder eine EU-Wirtschaftsregierung als Lehren aus der Krise. Dabei schreiben sie auch für Laien verständlich, erklären Fachtermini und unterstützen ihre Aussagen mit Tabellen und Abbildungen. In kurzen Kapiteln zeigen die Autoren, mit welchen Maßnahmen bisher auf die Krise reagiert wurde und was noch zu tun bleibt. Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger schreibt im Vorwort, eine Lehre aus der Krise müsse die „Neubewertung der Rolle des Staates sein“; es solle „einen Markt unter der Kontrolle des Staates geben und nicht einen Staat unter der Kontrolle des Marktes“ (10). Steinbach und Steinberg schließen sich dieser Aussage an, befürworten somit für Deutschland etwa einen gesetzlich fixierten Mindestlohn mit variablem, branchenspezifischem Zusatzmindestlohn. Auf europäischer Ebene treten sie für „mehr Europa“ (196) ein, indem sie eine Wirtschaftsregierung vorschlagen, die sich einerseits auf das präventiv wirkende Instrumentarium eines glaubwürdigen und erweiterten Stabilitäts- und Währungspaktes, auf die Koordinierung zentraler wirtschaftspolitischer Parameter und eine Regulierung der Finanzmärkte, andererseits auf einen reaktiven Krisenbewältigungsmechanismus stützt. Das heißt bei Steinbach und Steinberg: die Institutionalisierung eines Europäischen Währungsfonds. Die Autoren, der eine Referent im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, der andere Beamter in der Haushaltsabteilung des Bundesministeriums für Finanzen und Referent von Sigmar Gabriel, legen eine hochwissenschaftliche und zugleich leicht verständliche Orientierungshilfe bei der Suche nach dem Mittel gegen die (nächste) Krise vor.
Tamara Ehs (TE)
Dr. phil., Politikwissenschaftlerin am IWK Wien und Lehrbeauftragte an der Universität Salzburg (http://homepage.univie.ac.at/tamara.ehs/)
Rubrizierung: 4.43 | 2.262 | 2.342 Empfohlene Zitierweise: Tamara Ehs, Rezension zu: Armin Steinbach / Philipp Steinberg: Nach der Krise ist vor der Krise. Marburg: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33320-nach-der-krise-ist-vor-der-krise_39848, veröffentlicht am 19.01.2011. Buch-Nr.: 39848 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken