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Tommaso Trevisani

Land and Power in Khorezm. Farmers, Communities, and the State in Uzbekistan's Decollectivisation

Berlin: Lit 2011 (Halle Studies in the Anthropology of Eurasia 23); 262 S.; 29,90 €; ISBN 978-3-643-90098-2
Ethnolog. Diss. FU Berlin; Gutachter: G. Elwert, T. Zittelmann, C. Hann. – Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion endeten für die zentralasiatischen Staaten 70 Jahre verwaltungstechnische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Inkorporation in das russische Hoheitsgebiet. Die sowjetische Politik der Russifizierung und Kollektivierung wird nun abgelöst von einer Rückbesinnung auf nationale Traditionen. Damit geht auch eine wirtschaftliche Dekollektivierung der zuvor durch Kolchosen geprägten Landwirtschaft einher. Trevisani untersucht die Herausforderungen der Transformationsphase und schaut dabei insbesondere auf die Veränderung der Lebensverhältnisse und der landwirtschaftlichen Praxis am Beispiel der usbekischen Baumwollregion Chorezm. Dabei stellt er fest, dass sich der von Usbekistan eingeschlagene Reformprozess wesentlich von der Agrarpolitik in den angrenzenden postsowjetischen Staaten unterscheidet. Im Zuge der Umstellung von der kollektiv zur privat bewirtschafteten Landwirtschaft brechen neue und alte Konflikte zwischen der Landbevölkerung, den landwirtschaftlichen Betrieben und den lokalen Behörden hervor. „These conflicts are rooted in the political and moral economy of cotton growing, and digging into the kolkhoz past helps [to] put recent struggles into [a] historical perspective“ (1). Trevisani arbeitet vor allem zwei Konfliktlinien als prägend heraus: erstens, den sozialen Konflikt zwischen den Baumwollfarmbesitzern und den Arbeitern, der die Probleme der Dezentralisierung von unternehmerischen Risiken sowie den Umgang mit sozialer Verantwortung der Unternehmer gegenüber ihren Arbeitnehmern widerspiegelt. Die zweite Konfliktlinie ist auf der politischen Ebene zwischen Unternehmern und lokalen Behörden angesiedelt. Hier stehen vor allem Fragen der landwirtschaftlichen Profitabilität, die Neuordnung von Besitzverhältnissen sowie die Gewährung von unternehmerischer Freiheit im Vordergrund – ein Prozess, der in postsowjetischen Gesellschaften gerade auf dieser Ebene erst gelernt werden muss. Die Studie ist als ethnografische Grass Root-Forschung angelegt, deren Ergebnisse am Ende in den Kontext der postsowjetischen zentralasiatischen Transformation übertragen werden.
Anja Franke-Schwenk (AF)
Dr. des., wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften (Bereich Politikwissenschaft), Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.68 | 2.21 | 2.23 | 2.262 Empfohlene Zitierweise: Anja Franke-Schwenk, Rezension zu: Tommaso Trevisani: Land and Power in Khorezm. Berlin: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33348-land-and-power-in-khorezm_39890, veröffentlicht am 27.10.2011. Buch-Nr.: 39890 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken