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Klaus Arnold / Christoph Classen / Susanne Kinnebrock / Edgar Lersch / Hans-Ulrich Wagner (Hrsg.)

Von der Politisierung der Medien zur Medialisierung des Politischen? Zum Verhältnis von Medien, Öffentlichkeiten und Politik im 20. Jahrhundert

Leipzig: Leipziger Universitätsverlag 2010; 471 S.; brosch., 32,- €; ISBN 978-3-86583-497-3
Der wissenschaftliche Blickwinkel auf das Verhältnis von Politik und Medien hat sich seit den 1980er-Jahren deutlich erweitert. Angesichts der Diktatur- und Demokratisierungserfahrungen im 20. Jahrhundert beschäftigte sich die Forschung lange Zeit vorrangig mit der Instrumentalisierung der Medien durch die Politik, etwa mit Propaganda und Zensur. Einhergehend mit den technischen Entwicklungen der Medien erweiterte sich jedoch die Fragestellung. Heute wird nicht mehr allein nach dem Einfluss der Politik auf die Medien, sondern vielmehr auch umgekehrt nach dem Einfluss der Medien auf die Politik gefragt. Diese komplexen Interdependenzen werden im Sammelband beleuchtet, dessen Beiträge einer Tagung entstammen, die die Fachgruppe Kommunikationsgeschichte der Deutschen Gesellschaft für Kommunikationswissenschaft, der Studienkreis Rundfunk und Geschichte und das Zentrum für Zeithistorische Forschung 2007 in Berlin veranstalteten. Bewusst konzentrieren sich die Autorinnen und Autoren dabei auf das 20. Jahrhundert, da sich in diesem „‚Zeitalter der Extreme’“ (Eric Hobsbawm [11]) die Konsequenzen der sich bereits im 19. Jahrhundert beginnenden medialen und gesellschaftlich-politischen Entwicklungen in starkem Ausmaß zeigten. Die Entwicklungen, die das digitale Zeitalter des 21. Jahrhunderts mit sich bringt, sind nicht Gegenstand der Untersuchungen. Die Politisierung der Medien und die Medialisierung des Politischen werden als interdependente Prozesse begriffen, bei denen technische Entwicklungen, kommerzielle Logiken und gesellschaftliche Veränderungen maßgebliche Triebfedern sind, die teils unabhängig vom jeweiligen politischen System wirken. Die Autorinnen und Autoren nähern sich der Thematik in theoretischer Hinsicht aus geschichts- sowie kommunikationswissenschaftlichen Perspektiven und mit sehr konkreten Fallstudien, die den größten Teil des Bandes bilden. Politikwissenschaftlich interessant ist insbesondere auch der vierte Teil, in dem historische Diskurse zur Medialisierung von Politik dargestellt werden, u. a. mit einem ideengeschichtlichen Blick auf die Kritische Theorie, bei dem die Einschätzungen von Horkheimer und Adorno, Negt und Kluge sowie Habermas auf die Medialisierung von Politik vorgestellt werden. Insgesamt bietet der Band eine Vielzahl interessanter Analysen, die dazu beiträgt, mehr über die Mechanismen zu lernen, die zum „‚Zeitalter der Extreme’“ (11) führten.
Maximilian Opitz (MO)
Dr., Politikwissenschaftler, in der Energiewirtschaft tätig.
Rubrizierung: 2.333 | 2.31 Empfohlene Zitierweise: Maximilian Opitz, Rezension zu: Klaus Arnold / Christoph Classen / Susanne Kinnebrock / Edgar Lersch / Hans-Ulrich Wagner (Hrsg.): Von der Politisierung der Medien zur Medialisierung des Politischen? Leipzig: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33438-von-der-politisierung-der-medien-zur-medialisierung-des-politischen_40014, veröffentlicht am 01.11.2012. Buch-Nr.: 40014 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken