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Ludger Kühnhardt

Europa: Innere Verfassung und Wende zur Welt. Standortbestimmung der Europäischen Union

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2010 (Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung 72); 356 S.; 59,- €; ISBN 978-3-8329-5497-0
Mit dem Ziel einer Standortbestimmung der Europäischen Union versammelt Kühnhardt in diesem Band eigene Aufsätze aus den Jahren 2005 bis 2010, die, wenngleich auf die großen Entwicklungslinien der EU zielend, dennoch eine klare Richtung für die weitere Entwicklung der EU anzeigen sollen. In der Ratifizierungskrise des Lissabon‑Vertrags z. B. sieht Kühnhardt eine Vertrauenskrise, damit aber auch eine Chance zur Stärkung der Bürgerbeteiligung. Gleichzeitig hält er dieses Krisenmoment für den Beweis einer europäischen Öffentlichkeit, allen Kritikern dieser Öffentlichkeit zum Trotz. Er empfiehlt in diesem Zusammenhang den europäischen Regierungschefs, sich mehr als originäres Gremium der EU zu verstehen (und nicht nur national zu handeln) sowie Instrumente zu fördern, die einen wettbewerbsföderalen Charakter der EU und einen direktdemokratischen Entscheidungsprozess verstärken. Am Ende des Reformprozesses solle ein neuer Pakt zwischen den Unionsbürgern und den europäischen Institutionen stehen, um die EU weiter zukunftsfähig zu machen. Zukunft bedeutet für Kühnhardt auch eine fortschreitende Globalität, wie er am Beispiel von Staaten in Nordostasien illustriert. Die EU sollte in dieser Region ihre Präsenz erhöhen und durch kulturelle Kommunikation („cultural communication“) zu einer Verbreitung der Ideen einer Regionalisierung über die ökonomische Partnerschaft hinaus beitragen. Die EU könne selbst mithin als Beispiel für einen erfolgreichen Regionalisierungsprozess gelten und sollte diese Erfolge mit dem Ziel einer stärkeren Annährung der asiatischen Staaten kommunizieren und strukturbildende Elemente in Nordostasien unterstützen. Kühnhardt unterstreicht mit diesem Band die Breite des Themengebiets der europäischen Integrationsforschung und gibt damit einen Überblick über die Perspektiven, aus denen heraus die EU in der jüngeren Zeit betrachtet wurde.
Jens Wassenhoven (JWN)
Dipl.-Kfm., Dr., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 3.1 | 3.6 Empfohlene Zitierweise: Jens Wassenhoven, Rezension zu: Ludger Kühnhardt: Europa: Innere Verfassung und Wende zur Welt. Baden-Baden: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33525-europa-innere-verfassung-und-wende-zur-welt_40116, veröffentlicht am 24.03.2011. Buch-Nr.: 40116 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken