Die Politisierung des Protestantismus. Entwicklungen in der Bundesrepublik Deutschland während der 1960er und 70er Jahre
Anhand gut ausgesuchter Fallbeispiele werden die Veränderungen in der evangelischen Kirche zwischen 1960 und 1980 untersucht und als Politisierung identifiziert. Nach einer konzisen Darlegung des historischen Kontextes, werden drei Foren der Politisierung in der Kirche analysiert: die Württembergische Synode, die ESG in Hamburg und Debatten über den Religionsunterricht. Es folgen drei Bestandsaufnahmen zur Politisierung der Theologie: der christlich-marxistische Dialog, neue theologische Konzepte und die feministische Theologie. In zwei Aufsätzen widmen sich die Autoren der Darstellung dieser Veränderung einerseits in den Massenmedien, andererseits in kirchlichen Zeitschriften. Schließlich kommen noch wichtige Stimmen außerhalb der evangelischen Kirche in Deutschland zu Gehör: der Katholizismus, die Lage in Großbritannien, in den nordischen Ländern und in der tschechischen Theologie. Der damalige Kampfbegriff der Politisierung, als Modernisierung der christlichen Botschaft begrüßt, als ihr Ausverkauf kritisiert, ist inzwischen nicht mehr auf „linke“ Gedanken reduziert, sodass weitaus differenzierter der wechselseitige Einfluss von Kirche, Gesellschaft und Politik in den Blick genommen werden kann – und genau dafür steht dieser Band eindrücklich ein. Er geht auf eine Tagung der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Kirchliche Zeitgeschichte zurück, die 2009 in Hannover stattfand.