Der Sammelband vereint zum ersten Mal in deutscher Sprache zentrale Beiträge und Perspektiven der neogramscianischen Internationalen Politischen Ökonomie. Er dient zum einen als Einführungsband für Studierende und Forschende. Zu diesem Zweck wurden einige Texte zentraler Autoren der Subdisziplin erstmals auf Deutsch übersetzt – unter anderem von Robert W. Cox der Beitrag „Soziale Kräfte, Staaten und Weltordnungen“, der 1981 erschien und als Ausgangspunkt der neogramscianischen IPÖ gilt. Cox wendete sich vor allem gegen den damals vorherrschenden neorealistischen Mainstream und setzte diesem einen theoretischen Ansatz entgegen, der staatliche Politik stärker in Interaktion mit globalen kapitalistischen Strukturen auf der einen Seite und den Strategien (nationaler und internationaler) sozialer Kräfte auf der anderen Seite begreift. Dabei ist für Cox vor allem das Wechselspiel von Ideen, Strukturen und materiellen Kapazitäten von Bedeutung. Zum zweiten betrachtet der Band neogramscianische Perspektiven aber durchaus kritisch und mit der Absicht einer konstruktiven Weiterentwicklung. Bieling argumentiert in seinem Beitrag etwa, dass der Staat theoretisch immer noch unzureichend konzeptionalisiert sei und schlägt eine Integration der staatstheoretischen Arbeiten von Nicos Poulantzas vor. Sum versucht sich an einer diskursanalytischen Erweiterung des Ansatzes, vor allem unter Rückgriff auf die Arbeiten Foucaults. Im dritten Teil des Bandes finden sich vor allem Beiträge, die – gemäß des Fokus auf die Rolle der sozialen Kräfte – Alltagspraxen und -widerstände vor dem Hintergrund der aktuellen Finanzkrise diskutieren. Mit dem Band füllen die Herausgeber eine klaffende Lücke in der deutschsprachigen Debatte der (bislang vor allem in englischer Sprache geführten) Gramsci-Rezeption in der Disziplin der Internationalen Beziehungen.