Skip to main content
Oliver Rathkolb

Europa und das Ende des Kalten Krieges. Mit einem Anhang von Katharina Prager, Richard Hufschmied und Oliver Rathkolb

Wien: Picus Verlag 2012 (Wiener Vorlesungen im Rathaus 156); 86 S.; geb., 8,90 €; ISBN 978-3-85452-556-1
Mit diesem Band wird die Reihe der Wiener Vorlesungen im Rathaus fortgesetzt und der Historiker Oliver Rathkolb, Professor an der Universität der Stadt, wird dem Anspruch, einem großen Publikum eine anspruchsvolle Analyse zu liefern, sehr gerecht. Er versuche, Entwicklungen in Europa im Jahre 1989 „auf der Basis der inzwischen reichlich vorhandenen Quellenmaterialien von politischen Entscheidungsträgern sowie deren Memoirenliteratur und diversen nachträglichen Interviews zu rekonstruieren und auf die zentralen Hintergründe zu verdichten“. Rathkolb gelingt es so, die Ereignisse in ihrer Quintessenz zu interpretieren. Zuerst erinnert er daran, dass bis 1989 die Politiker „eigentlich keinen klaren politischen Plan“ (14) und die Zivilgesellschaften in vielen kommunistischen Staaten Osteuropas die tragende Rolle übernommen hatten. Die Auslöser für den Umbruch verortet er in der beginnenden Globalisierung, der nicht auf Osteuropa orientierten Außenpolitik Gorbatschows sowie vor allem in der wirtschaftlichen wie institutionellen Schwäche der Ostblockländer. Erinnert wird an die Bedenken Thatchers und Mitterrands, die die deutsche Wiedervereinigung nicht gerne sahen. Der zögerlichen EG attestiert er, die Einheit nicht nur unter Vorbehalten akzeptiert, sondern auch noch „die Integration der neuen Transformationsdemokratien auf die lange Bank geschoben und damit eine große Chance vergeben“ (22) zu haben. Interessant ist, dass Rathkolb die öffentliche Meinung zu 1989 in Österreich, Polen, Tschechien und Ungarn berücksichtigt sowie das Phänomen, dass Frauen auf die Wende zurückhaltender reagierten als Männer. Abschließend stellt er fest, „dass es weder zu 1989 noch zu dem gemeinsam erlebten Zweiten Weltkrieg und dem Holocaust eine gemeinsame europäische Perzeption gibt“, allerdings gebe es „clusterartige gemeinsame europäische Entwicklungen in diese Richtung“ (60). Der Vortrag wird ergänzt mit Texten und einer Chronologie, die Rathkolb, Katharina Prager und Richard Hufschmied als Didaktikteil für die Ausstellung „1989. Ende der Geschichte oder Beginn der Zukunft? – Anmerkungen zum Epochenumbruch“ verfasst haben.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.61 | 2.314 | 2.2 | 2.25 | 4.1 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Oliver Rathkolb: Europa und das Ende des Kalten Krieges. Wien: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33771-europa-und-das-ende-des-kalten-krieges_40455, veröffentlicht am 16.08.2012. Buch-Nr.: 40455 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken