Inter Finitimos 8 (2010) Jahrbuch zur deutsch-polnischen Beziehungsgeschichte. Themenschwerpunkt: Regionen
Das Jahrbuch 2010 ist dem Thema Regionen gewidmet. Dem Konzept der Reihe folgend, enthält der Band sowohl geschichts‑ und sozialwissenschaftliche Analysen als auch eher belletristische Arbeiten. Das Buch wird von einem Rückblick auf zwanzig Jahre Weimarer Dreieck eröffnet. Adam Krzemiński beschreibt die Konjunktur der Beziehungen zwischen Frankreich, Deutschland und Polen während der vergangenen zwanzig Jahre und wünscht sich, dass aus dem Dreieck ein neuer Motor der Europäischen Union wird. Unter den weiteren Beiträgen sind für die Politikwissenschaft vor allem die von Cezary Trosiak und Brygida Solda von Interesse. Trosiak untersucht die polnische Siedlungspolitik in den West‑ und Nordgebieten – also dem vormals deutschen Schlesien, Pommern und Masuren – von 1945 bis in die Gegenwart. Dazu muss man wissen, dass der Vertreibung der Deutschen eine Besiedlung dieser Gebiete mit wiederum vertriebenen Polen aus den der Sowjetunion zugeschlagenen Ostgebieten folgte. Trosiak analysiert nun, welche Formen sozialer Integration sich in der „Postmigrationsgesellschaft“ (98) der West‑ und Nordgebiete ausgebildet haben. Solda fragt nach Gründen für die Häufung der doppelten Staatsbürgerschaft in der Wojewodschaft Oppeln in Schlesien. Dort leben 155.000 Menschen mit zugleich polnischer und deutscher Staatsangehörigkeit. Es zeigt sich, dass die Erlangung der doppelten Staatsbürgerschaft weniger als Zeichen der tiefen Verbundenheit mit dem Deutschtum, sondern mehr als pragmatische Möglichkeit, in Westeuropa legal arbeiten zu dürfen, gewählt wurde. Das Jahrbuch wird von einem kurzen Rezensionsteil und einem Überblick zur polnischsprachigen Zeitschriftenliteratur zu Fragen der deutsch‑polnischen Beziehungen beschlossen.