Skip to main content
Matthias Schmelzer / Alexis Passadakis

Postwachstum. Krise, ökologische Grenzen und soziale Rechte

Hamburg: VSA 2011 (AttacBasisTexte 36); 94 S.; 6,50 €; ISBN 978-3-89965-429-5
Während Befürworter von Wirtschaftswachstum davon ausgehen, dass dieses eine Vielzahl von positiven Effekten hat, etwa im Hinblick auf die Wohlfahrt, die Armutsbekämpfung, die Zahl der Arbeitsplätze oder die Umweltpolitik, behaupten Skeptiker – wie Schmelzer und Passadakis – hingegen, dass Wachstum vorhandene Probleme eher verschärft und nachhaltigen Lösungen im Wege steht. Nicht zuletzt durch Wirtschaftswachstum seien weltweit soziale und ökologische Ungleichheit sowie Ungerechtigkeit entstanden. Die Autoren betrachten die Lebensweise der globalen Mittel- und Oberschicht in den Industrieländern als „eine imperiale, welche enorme Ressourcen aus der ganzen Welt ansaugt und die Abfälle ebenso global verteilt“; sie sprechen von einer „kosmopolitischen Plünderungsökonomie“ (11). Ausgehend von dieser Beobachtung plädieren sie für eine „solidarische Postwachstumsökonomie“ (10), in der ein gutes Leben für alle Menschen weltweit möglich werde. Hierzu sei es erforderlich, schreiben sie in ausdrücklicher Abgrenzung zum Konzept des Grünen New Deal, dass bestimmte „fossilistische“ (72) Sektoren der Volkswirtschaften im Norden schrumpfen, wie etwa die der Automobilindustrie, der Kohlekraft oder des Flugverkehrs. Andere am Gemeinwohl ausgerichtete Wirtschaftsbereiche sollten hingegen ausgedehnt werden, beispielsweise der des ÖPNV, der Bildung, der Gesundheits- oder Altersversorgung. Komme es zu einem so konzipierten sozial-ökologischen Umbau, dann werde das Ergebnis ein deutliches Schrumpfen der gesamten Wirtschaft sein; denn gegenwärtig werde beinahe die Hälfte des globalen Umsatzes in Sektoren produziert, die nicht nachhaltig umgebaut werden können. Begleitet werden müsste eine solche Transformation durch steuerfinanzierte kommunale Investitionsprogramme, die Vergesellschaftung des Bankensystems, eine Regulierung des Finanzsektors, die Verkürzung und zugleich faire Verteilung der Arbeitszeit, eine demokratische Wirtschaftspolitik sowie die Umverteilung der Einkommen und Vermögen – global und national. Damit würde eine Deglobalisierung einhergehen. Die Energieerzeugung und die Landwirtschaft betrachten die bei Attac engagierten Wissenschaftler als die beiden Sektoren, in denen eine Regionalisierung und Lokalisierung am greifbarsten sei: „Ernährungssouveränität und Energiedemokratie“ halten sie für die „Schlüsselprojekte einer solidarischen Postwachstumsökonomie“ (88).
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.2 | 2.22 | 2.26 | 5.45 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Matthias Schmelzer / Alexis Passadakis: Postwachstum. Hamburg: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33915-postwachstum_40644, veröffentlicht am 19.01.2012. Buch-Nr.: 40644 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken