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Mirja Keller / Lena Kögler / Moritz Krawinkel / Jan Schlemermeyer

Antifa. Geschichte und Organisierung

Stuttgart: Schmetterling Verlag 2011 (theorie.org); 169 S.; 10,- €; ISBN 978-3-89657-665-1
Die Autorinnen und Autoren stellen in Form eines Einführungsbandes die Geschichte der Theorie, Organisierung und Praxis des Antifaschismus in Deutschland dar. Der historische Rahmen reicht von den antifaschistischen Einheitsfrontbewegungen der 1920er- und 1930er-Jahre über ein Kapitel zu den Jahren 1933 bis 1945, das in seiner Kürze in der Tat nur „symbolischen Charakter“ (9) hat, bis in die Gegenwart. Der historische Rückblick fügt den gängigen Darstellungen kaum Neues hinzu, aufschlussreich sind hingegen die Kapitel zur Geschichte der Antifa der vergangenen zwanzig Jahre. Als Bewegung ist der deutsche Antifaschismus heute stark zersplittert und die Autoren bemühen sich sichtlich um die Konturierung ihres Gegenstands. Die Wirklichkeit der Weimarer Republik und der Gegenwart seien derart verschieden, dass eine Traditionsbildung nur schwer zu bewerkstelligen sei. Insofern betonen sie, dass Nationalsozialismus und Holocaust, „wie kein anderes historisches Ereignis“ (41), zentrale Bedeutung für die antifaschistische Linke haben. Diese Beobachtung führt die Autoren auch zu zwei zentralen Problemen für die Theorie und Organisierung der Bewegung in der Gegenwart. Während ein Teil der Antifa den Krieg als Mittel der Politik gegen reaktionäre Bewegungen und Staaten befürwortet, „schließlich gebe es etwas noch Schlimmeres als Krieg“ (41), ziehen andere Kreise der Antifa aus der gleichen historischen Erfahrung den Schluss, jede Form von militärischem Interventionismus strikt abzulehnen. Auch theoretisch stelle der Faschismus für die Gegenwart eine Herausforderung dar. Denn welche Konsequenzen, so fragen die Autoren, müsse die Bewegung aus den Beziehungen von Kapitalismus und Faschismus ziehen? So seien soziale Probleme der Gegenwart wie Überwachung, Prekarisierung oder Gentrifizierung „zwar Gründe für die Linke dagegen aktiv zu werden, aber sicherlich nicht genuin faschistisch“ (158). Dennoch erwarten sie infolge sozialer Spannungen aus der intensivierten Standortkonkurrenz auf dem Weltmarkt eines der zukünftig wichtigsten Handlungsfelder der Bewegung.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.331 | 2.311 | 2.313 | 2.314 | 2.315 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Mirja Keller / Lena Kögler / Moritz Krawinkel / Jan Schlemermeyer: Antifa. Stuttgart: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34050-antifa_40812, veröffentlicht am 08.03.2012. Buch-Nr.: 40812 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken