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Arnd Bauerkämper / Francesco Di Palma (Hrsg.)

Bruderparteien jenseits des Eisernen Vorhangs. Die Beziehungen der SED zu den kommunistischen Parteien West- und Südeuropas (1968-1989)

Berlin: Ch. Links Verlag 2011; 253 S.; 29,90 €; ISBN 978-3-86153-658-1
Die Niederschlagung des Prager Frühlings, die Ausbürgerung Wolf Biermanns, der Einmarsch der Sowjetunion in Afghanistan, die Verhängung des Kriegsrechts in Polen und die Bewertung der sowjetischen Reformpolitik in den 80er-Jahren führten innerhalb der kommunistischen Parteien zu erheblichen Auseinandersetzungen über die Billigung der Politik im Ostblock. Vor allem die kommunistischen Parteien in Großbritannien, Frankreich, Spanien und Italien beurteilten diese Ereignisse in aller Regel deutlich anders als die SED. Obwohl die SED sich dabei gegenüber ihren Bruderparteien vordergründig dialogbereit zeigte, hielt sie am orthodoxen „proletarischen Internationalismus“ (7), an der Diktatur des Proletariats und an der Hegemonialposition der Sowjetunion unbeirrt fest. Diese waren aus Sicht der Partei auch die wesentlichen Legitimationsgrundlagen für die DDR. Demgegenüber nutzten eben einige kommunistischen Parteien im Westen und Süden Europas die Möglichkeit, sich von der Vorherrschaft der KPdSU zu lösen. Dementsprechend waren die Beziehungen der SED zu diesen Parteien belastet. Während der Kontakt zu den britischen Kommunisten darüber schon früh abriss, waren die Beziehungen zur KPF lange recht stabil und erstaunlich wenig von den ideologischen Kontroversen überlagert. Im Einzelfall konnten dabei auch die außenpolitischen Interessen der DDR nach internationaler Anerkennung oder das Bemühen um eine Erneuerung der Deutschlandpolitik in den 80er-Jahren die ideologischen Differenzen überdecken oder auch verschärfen. Dennoch stehen die sich nach 1968 sukzessive vertiefenden ideologischen Gegensätze der SED zu ihren Bruderparteien eindeutig im Mittelpunkt der Beiträge dieses Sammelbands. Eine Schieflage in der Darstellung ergibt sich dadurch, dass neben den genannten eurokommunistischen Parteien als Kontrast nur das Verhältnis zur griechischen KKE dargestellt wurde. Dennoch liefern die verschiedenen zeithistorischen Betrachtungen unter Einbeziehung der SED-Archivbestände eine vielschichtige Darstellung ab, die sich im Wesentlichen auf den Zeitraum von 1968 bis 1989 bezieht.
Stephan Klecha (SKL)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Institut für Demokratieforschung der Universität Göttingen.
Rubrizierung: 2.314 | 2.61 | 2.22 Empfohlene Zitierweise: Stephan Klecha, Rezension zu: Arnd Bauerkämper / Francesco Di Palma (Hrsg.): Bruderparteien jenseits des Eisernen Vorhangs. Berlin: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34199-bruderparteien-jenseits-des-eisernen-vorhangs_41029, veröffentlicht am 13.10.2011. Buch-Nr.: 41029 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken