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Daniela Körppen / Norbert Ropers / Hans J. Giessmann (Hrsg.)

The Non-Linearity of Peace Processes. Theory and Practice of Systemic Conflict Transformation

Opladen/Farmington Hills: Verlag Barbara Budrich 2011; 273 S.; 33,- €; ISBN 978-3-86649-406-0
Der Sammelband thematisiert die Sinnhaftigkeit und Leistungsfähigkeit der Zusammenschau von Peace Building und einer systemtheoretisch ausgerichteten Heuristik. Das mit dem Band präsentierte (Zwischen-)Ergebnis eines über vier Jahre angelegten Forschungs- und Reflexionsprozesses über Theorie und Praxis von Konfliktbearbeitung nimmt seinen Ausgang von einer einfachen, jedoch in den gegenwärtigen Forschungszweigen der Sozialwissenschaften keineswegs selbstverständlichen Einsicht: „The social world is characterized by interrelatedness and uncertainty.“ (11) Wenn die soziale Welt – also der Raum, in dem Konflikte entstehen und ausgetragen werden – in zentraler Weise von Interdependenz und Kontingenz geprägt sind, was folgt dann aus einer solchen Ausgangslage als Konsequenz für Versuche, Einfluss auf in einer solchen Welt laufende Konflikte zu nehmen? Als ganz wesentlicher Aspekt erscheint hier – wie Körppen und Ropers in ihrem knappen, jedoch sehr pointierten einleitenden Beitrag formulieren – das Phänomen der Emergenz. Soziale Prozesse müssen als mehr als die Summe ihrer Teile verstanden werden, ansonsten erreicht die Analyse nicht das Niveau ihres Gegenstandes und droht zu scheitern. Nur unter Berücksichtigung des Sozialen als emergentem Phänomen kann dann auch über eine zielgerichtete Steigerung der „effectiveness of peacebuilding“ (15) diskutiert werden. Diese Diskussion wiederum verfolgen die zwei Teile des Sammelbandes aus jeweils unterschiedlicher Richtung. Während der erste Teil grundsätzliche theoretische Überlegungen hinsichtlich der Kompatibilität von systemtheoretischem Denken und Friedens- und Konfliktforschung enthält, geht es im zweiten Teil um die praktische Dimension des Problemfeldes. Konkret bedeutet diese Zweiteilung, dass im ersten Teil unterschiedliche theoretische Konzepte aus der soziologischen und der politikwissenschaftlichen Theoriebildung ebenso diskutiert werden wie konstruktivistische bzw. erkenntnistheoretische Ansätze. Dem zweiten Teil bleibt die Darstellung (leider nur einiger weniger) konkreter Anwendungsfälle vorbehalten. Ein solcher Aufbau birgt grundsätzlich die Gefahr, dass sich Theoriebildung und Empirie voneinander entfernen, was für diesen Band erfreulicherweise jedoch nicht zutrifft.
Matthias Lemke (LEM)
Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 4.41 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Daniela Körppen / Norbert Ropers / Hans J. Giessmann (Hrsg.): The Non-Linearity of Peace Processes. Opladen/Farmington Hills: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34342-the-non-linearity-of-peace-processes_41221, veröffentlicht am 16.08.2012. Buch-Nr.: 41221 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken