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Gilbert Gornig (Hrsg.)

Krisengebiete der Welt. Völkerrechtliche und politische Aspekte

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2011 (Schriften zum internationalen und zum öffentlichen Recht); 596 S.; geb., 94,80 €; ISBN 978-3-631-61605-5
In einem von Gornig geleiteten Seminar beschäftigten sich Studierende des Völkerrechts und der Internationalen Beziehungen mit ausgewählten Krisengebieten der Welt und untersuchten vorrangig die völkerrechtlichen Ansprüche in diesen Regionen. Der Sammelband präsentiert die überwiegend rechtswissenschaftlichen und im Jahre 2009 verfassten Seminararbeiten. Die Mehrheit der Autoren stellt zunächst die politisch-historische und vertragsrechtliche Situation im jeweiligen Krisengebiet vor, um sodann auf Grundlage des Völkerrechts die Selbstbestimmungsansprüche und Sezessionsbestrebungen von einzelnen Bevölkerungsgruppen zu diskutieren. Yilna Tsygie beispielsweise kommt nach ihrer Untersuchung des Kosovos zu dem Schluss, dass sich die kosovarische Unabhängigkeitsbewegung weder auf das Selbstbestimmungsrecht der Völker noch auf andere Normen des Völkerrechts berufen kann. Daher sei auch die parlamentarische Unabhängigkeitserklärung aus dem Jahr 2008 völkerrechtswidrig. Auch der im Völkerrecht anerkannte Effektivitätsgrundsatz könne wegen der ohne internationale Hilfe nicht funktionierenden Behörden im Kosovo nicht gewahrt, eine Sezession von Serbien also auch damit nicht begründet werden. Friederike Posor diskutiert in ihrem Beitrag über den Sudan vorrangig den Konflikt in Darfur unter besonderer Berücksichtigung der weltweit einmalig stationierten hybriden UNAMID-Mission (Friedenstruppen, von den UN und der Afrikanischen Union gestellt). Das Souveränitätsprinzip und der Grundsatz der Nichteinmischung verhinderten derzeit Hilfsmaßnahmen, die den Menschenrechtsverletzungen vor Ort Einhalt gebieten könnten. Die studentischen Arbeiten bewegen sich insgesamt auf einem guten sprachlichen und analytischen Niveau. Allerdings hätte ein Vorwort, das allgemein in die Thematik Krisengebiete einführt sowie konkret das Anliegen und Ziel des Sammelbandes darlegt, die Edition abgerundet.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 4.41 | 4.1 | 2.61 | 2.65 | 2.67 | 2.68 | 4.45 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Gilbert Gornig (Hrsg.): Krisengebiete der Welt. Frankfurt a. M. u. a.: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34524-krisengebiete-der-welt_41463, veröffentlicht am 05.01.2012. Buch-Nr.: 41463 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken