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Wilhelm Dietl

Schattenarmeen. Die Geheimdienste der islamischen Welt

Freiburg i. Br./Basel/Wien: Herder 2010 (Herder spektrum 6377); 352 S.; kart., 9,99 €; ISBN 978-3-451-06377-0
Wilhelm Dietl ist einer der besten deutschen Terrorismusforscher und Mitbegründer des Essener Instituts für Terrorismusforschung und Sicherheitspolitik. Ein zentrales Thema in diesem Band sind die iranischen Geheimdienste. Sie operieren alle im In- wie Ausland und betreiben nach den Recherchen des Autors rund hundert Export-Import-Firmen: „Sie verkaufen Reisen und Devisen, beschaffen parallel Informationen, betreuen reisende Agenten.“ (38) Ihre erste Aufgabe sei die Sicherung der Diktatur des Klerus, sie nehmen Geiseln und verübten Terroranschläge, sorgten aber auch für den Technologietransfer in Richtung Teheran. Dietl schreibt über die Beschaffungskriminalität für das iranische Atomprogramm: „Es ist ein ständiger Wettlauf, bis die US-Behörden am Ende den Gegner erkennen und mit einem Bannstrahl belegen.“ (94) Hingewiesen wird auch auf die Zusammenarbeit der iranischen und syrischen Geheimdienste. Berüchtigt seien die Hit-Teams der syrischen Geheimdienste, so Dietl weiter, die „alle prominenten Gegner im In- und Ausland“ (148) jagten. Für die Vergangenheit besonders interessant ist die von Dietl beschriebene Zusammenarbeit des syrischen Geheimdienstes mit dem Ministerium für Staatssicherheit der DDR, für die Gegenwart von Relevanz ist die Unterstützung radikaler Palästinenser-Organisationen. Gelungen ist die Einordnung der libanesischen Hisbollah, wenn der Ex-BND-Mitarbeiter schreibt, dass diese, „beinahe ein Jahrzehnt nach 9/11, die mächtigste und gefährlichste Terrororganisation der Welt“ (244) sei. Während die sunnitische Al Kaida sich immer mehr in eine Ideologie hineinentwickelt habe, trete die schiitische Hisbollah offen als hochgerüstete Miliz auf. Im Jahre 1982 sei diese Terrororganisation von iranischen Revolutionsgardisten ausgebildet worden und habe schon 1983 schwere Terroranschläge gegen die USA ausgeübt. Heute arbeite die Hisbollah mit dem iranischen Geheimdienst zusammen und agiere weltweit. Die Libanesen seien dabei „Subunternehmer des Terrors“ (246). Undercoverkräfte dieser Organisation haben ein „dichtes Netz über den Nahen Osten bis Zentralasien, nach Europa und sogar in die USA gespannt“ (248). Dietl hat erneut ein spannendes Buch über die Gefahren, die unsere Welt gefährden, geschrieben.
Wahied Wahdat-Hagh (WWH)
Dr., Dipl.-Soziologe und Dipl.-Politologe.
Rubrizierung: 2.63 | 2.21 | 2.25 | 4.2 | 4.1 Empfohlene Zitierweise: Wahied Wahdat-Hagh, Rezension zu: Wilhelm Dietl: Schattenarmeen. Freiburg i. Br./Basel/Wien: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34546-schattenarmeen_41494, veröffentlicht am 01.11.2012. Buch-Nr.: 41494 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken