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Werner Früh / Hans-Jörg Stiehler / Hannah Früh / Claudia Böttcher

Mediale Vereinigungsbilanzen. Ost- und Westdeutschland im Fernsehen: Event- und Alltagsberichterstattung

Berlin: Vistas 2012 (Schriftenreihe der Arbeitsgemeinschaft der mitteldeutschen Landesmedienanstalten 3); 284 S.; 22,- €; ISBN 978-3-89158-558-0
Die Autorengruppe, die sich aus vier Medien- und Kommunikationswissenschaftlern zusammensetzt, fragt in erster Linie danach, „wie Ostdeutsche und Ostdeutschland im Fernsehen auftreten und bewertet werden – jeweils im Vergleich zu den westdeutschen Bundesländern“ (14). Hierfür untersuchen sie inhaltsanalytisch zunächst die Darstellung der deutschen Einheit, der Montagsdemonstrationen und des Mauerfalls in den Jubiläumsjahren der friedlichen Revolution und der Wiedervereinigung (2009/2010) in öffentlich-rechtlichen (ARD, ZDF, MDR, WDR, Arte, Phoenix, 3sat) und privaten (RTL, Sat.1) Fernsehsendern. Eine Analyse unterschiedlichster Sendegenres (von Nachrichten über Talkshows bis zu fiktionalen Filmen) ergibt folgendes Ergebnis: Die drei Feiertage waren Programmhöhepunkte der Sender, mit den Differenzierungen, dass der Tag des Mauerfalls „für das Fernsehen […] den eigentlichen Nationalfeiertag darstellt“ (181), beim 3. Oktober „routinierte Berichterstattung“ (181) dominierte und die Montagsdemonstrationen am 9. Oktober vornehmlich regional eine Rolle spielten. Eine typische Sendung ist als Erinnerung konzipiert und findet in Berlin mit Vertretern der Bürgerbewegung statt. Im zweiten Teil der Studie fragen die Autoren danach, „ob Ostdeutschland im Fernsehen unangemessen dargestellt wird“ (187) – über die Feiertage hinaus. In der Summe ist Ostdeutschland im Vergleich zu Westdeutschland im Fernsehen deutlich unterrepräsentiert – auf ein Thema, das sich um Ostdeutschland dreht, kommen im Schnitt 1,4 Sendungen mit Bezug zu Westdeutschland. Ein weiterer zentraler Befund: Der Konflikt zwischen Ost und West (durch gegenseitige Bewertungen) existiert kaum im Fernsehen. Wer sehen will, wie „der“ Osten im Fernsehen dargestellt wird, kommt an der methodisch einwandfreien, transparent aufbereiteten und sprachlich flüssigen Inhaltsanalyse der Universität Leipzig nicht vorbei. Die Frage, wie Ostdeutschland aber etwa in Boulevard- und Unterhaltungssendungen wegkommt, bleibt unberührt, zumal einige quotenstarke TV-Sender fehlen.
Tom Mannewitz (MAN)
Dr., Politikwissenschaftler, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU Chemnitz.
Rubrizierung: 2.333 | 2.35 Empfohlene Zitierweise: Tom Mannewitz, Rezension zu: Werner Früh / Hans-Jörg Stiehler / Hannah Früh / Claudia Böttcher: Mediale Vereinigungsbilanzen. Berlin: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34553-mediale-vereinigungsbilanzen_41504, veröffentlicht am 20.12.2012. Buch-Nr.: 41504 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken