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Nora Schrader-Rashidkhan

Täter mit Mandat? Rebellengruppen und Parteienwettbewerb in Liberia

Marburg: Tectum Verlag 2011 (Schriftenreihe des Instituts für Politikwissenschaft der Universität Duisburg-Essen 18); 131 S.; pb., 24,90 €; ISBN 978-3-8288-2627-4
Mit der Beendigung von Bürgerkriegen oder ähnlichen Gewaltkonflikten wird zumeist eine demokratische Transformation eingeleitet. Ein zentraler Bestandteil in diesem Prozess ist die Umwandlung von Rebellengruppen in politische Parteien, was in einschlägigen Theorien als wichtige Voraussetzung für eine nachhaltige Friedenssicherung angenommen wird. Für diese in der Konfliktbearbeitung inzwischen standardmäßig verfolgte Strategie der Rebellentransformation gibt es sowohl einige erfolgreiche Beispiele als auch problematische Fälle, in denen sich die Rebellengruppen nicht als Parteien etablieren und die Gewaltkonflikte nicht beendet werden konnten. Die Autorin widmet sich mit dieser Studie einem Sonderfall: In Liberia haben sich nach dem Ende des Bürgerkrieges 2003 die Rebellengruppen nicht als Parteien etabliert, „ohne dass dies augenscheinlich den Frieden gefährdet“ (11). In ihrer theoriegestützten Fallstudie fragt Schrader-Rashidkhan nach den Einflussfaktoren der Rebellentransformation. Im Zentrum steht die Bedeutung der Parteien und des Parteiensystems. Zwei Hypothesen leiten die Analyse: Erstens habe das Parteiensystem das Potenzial der Rebellengruppen absorbiert und in zivile Parteien integriert. Zweitens habe das Scheitern der Rebellentransformation durch die Umleitung in das zivile Parteiensystem in Liberia zu Frieden und Demokratie beigetragen. In der empirischen Analyse der Parteienstruktur sowie der internen Dimension der Rebellengruppen zeigt sich, dass in Liberia eine differenzierte und quantitativ gesättigte Parteienlandschaft bestand, die zur Verdrängung der Rebellengruppen beitragen konnte. Als weitere Hindernisse seien eine ethnisch begrenzte Attraktivität der Rebellengruppen sowie eine allgemeine Kriegsmüdigkeit der liberianischen Bevölkerung hinzugekommen. Zwar konnten die Hypothesen u. a. aufgrund der begrenzten Datenlage nicht abschließend bewertet werden, doch „fanden sich ausreichend Kritikpunkte, die das Inklusionsprinzip für ehemalige Gewaltakteure theoretisch in Frage stellten“ (99). Ein wichtiger Wert der Arbeit besteht darin, die Frage nach der Friedenswirkung von Parteien und Parteiensystemen in den Mittelpunkt gestellt und damit für die weitere Forschung fruchtbar gemacht zu haben.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.67 | 2.2 | 2.22 | 2.25 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Nora Schrader-Rashidkhan: Täter mit Mandat? Marburg: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34620-taeter-mit-mandat_41603, veröffentlicht am 29.03.2012. Buch-Nr.: 41603 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken