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Johannes Müller

Ökonomische Zeitenwende. Globaler Systemwettkampf im 21. Jahrhundert – Was kommt nach dem Ende des Neoliberalismus?

Marburg: Metropolis-Verlag 2011; 315 S.; 29,80 €; ISBN 978-3-89518-889-3
Sehr anschaulich stellt Müller in seiner Analyse eine Verknüpfung zwischen den verschiedenen „globalen Herausforderungen des Kapitalismus im 21. Jahrhundert“ (25) her. Dazu zählt er nicht nur die gegenwärtige Finanz- und Wirtschaftskrise, sondern auch die wachsende Bedeutung anderer Wirtschaftsmodelle, das weltweite Bevölkerungswachstum, die Ressourcenknappheit und allgegenwärtige Naturkatastrophen. Sprachlich sehr gut verständlich und in eher populärwissenschaftlichem Stil verkündet der Autor das Ende der rund 30-jährigen „Ära des Neoliberalismus“ (20). Das Jahr 2008 als Höhepunkt der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise stelle eine „Zeitenwende“ dar und es müsse nun die Frage in den Mittelpunkt gerückt werden, „in welcher sozio-ökonomischen Umwelt der Mensch im 21. Jahrhundert leben und arbeiten sollte“ (21). Gut nachvollziehbar beschreibt Müller vor allem die Grundprobleme des gegenwärtigen Weltwirtschaftssystems wie beispielsweise die wachsende Schere zwischen dem Welt-BIP und den auf den Finanzmärkten generierten Kapitalerträgen, die globalen Einkommenskonzentrationen und -ungleichgewichte sowie die „Verschiebungen im Machtverhältnis zwischen Realwirtschaft und Finanzwirtschaft“ (47). Ausführlicher setzt er sich mit den „geistigen Wurzeln des modernen Kapitalismus“ (109) auseinander, indem er die jeweiligen theoretischen Grundlagen der drei kapitalistischen Systemtypen skizziert, die gegenwärtig in Form des „klassischen Wirtschaftsliberalismus“ der USA, des „Staatskapitalismus chinesischer Prägung“ und des „europäischen Sozialstaatskonzept[s]“ miteinander konkurrieren. Am Ende kommt Müller zu dem wenig überraschenden Schluss, dass nur das letztgenannte Konzept wirklich geeignet sei, um den globalen „Wechselfällen des Lebens im Geiste der Solidarität“ (299) zu begegnen. An dieser Stelle gibt sich Müller, der als Professor für Volkswirtschaftslehre an der Fachhochschule Hannover lehrt und zuvor selber im Investmentbereich verschiedener Banken gearbeitet hat, dann auch als Keynesianer zu erkennen.
Henrik Scheller (HS)
Dr. phil., Dipl.-Politologe, wiss. Mitarbeiter, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Lehrstuhl Politik und Regieren in Deutschland und Europa, Universität Potsdam.
Rubrizierung: 4.43 | 4.45 | 2.2 | 2.21 | 2.22 | 2.61 | 2.64 | 2.68 Empfohlene Zitierweise: Henrik Scheller, Rezension zu: Johannes Müller: Ökonomische Zeitenwende. Marburg: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34642-oekonomische-zeitenwende_41628, veröffentlicht am 22.03.2012. Buch-Nr.: 41628 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken