Handlungs- und zukunftsfähige Kommunalstrukturen. Der Fall Niedersachsen
Wenn ein renommierter Verwaltungswissenschaftler wie Joachim Jens Hesse ein Gutachten über die niedersächsischen Kommunalstrukturen vorlegt, ist die Erwartung groß. Allerdings wird bereits in der Einleitung deutlich, dass er diese nicht erfüllen kann. Der Grund liegt darin, dass ihm das im Buch nicht näher genannte niedersächsische Innenministerium bei Beauftragung „explizit untersagte, bis in den einzelnen Kreis und die einzelne Gemeinde hinein konkrete Empfehlungen vorzutragen“ (17). Damit fehlt dem Gutachten der Stoff, an dem man sich im Falle von Gemeinde- oder Kreisreformen immer gut reiben kann. Hesse umreißt dafür die historischen Entwicklungslinien und trägt die demografischen, fiskalischen und sozio-ökonomischen Rahmendaten vor. Immer wieder taucht dabei der Umstand auf, dass es gravierende Disparitäten zwischen den Landkreisen und Regionen im Land gibt. Hesse identifiziert vier Räume mit „Stabilisierungs- und ggf. Handlungsbedarf“ (214): die Metropolregionen Hamburg und Bremen-Oldenburg sowie Westniedersachsen und Südniedersachsen. Die dabei skizzierten Reformoptionen auf der Ebene der Landkreise werden letztendlich zu vier Handlungsleitlinien verdichtet: der Optimierung des Status Quo, einer Intensivierung der interkommunalen Zusammenarbeit, einer selektiven Gebietsreform oder einer großen, vom Land strukturierten Lösung. Dabei „legen die demographischen wie haushalterischen Entwicklungen es nahe, Freiwilligkeitsphasen tatsächlich zu nutzen und sie nicht dahingehend zu missbrauchen, dass man über sie […] nur Zeit zu gewinnen sucht“ (330). Es ist bei der Lektüre zu spüren, dass Hesse doch gerne konkrete Lösungen im Detail vor- und dargelegt hätte.