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Caroline Y. Robertson-von Trotha (Hrsg.)

Rechtsextremismus in Deutschland und Europa. Rechts außen – Rechts 'Mitte'?

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2011 (Kulturwissenschaft interdisziplinär 7); 188 S.; brosch., 26,- €; ISBN 978-3-8329-5817-6
Ein zentrales Thema des Bandes ist die Modernisierung der extremen Rechten – sie tarnen sich als harmlos-bürgerliche Helfer, professionalisieren ihre Außendarstellung, schulen sich rhetorisch und gehen strategisch mit gesellschaftlich anschlussfähigen Themen um. Und wenngleich das Wort Rechtsextremismus ein Randphänomen suggeriert, bilden auch in der Mitte der Gesellschaft verbreitete menschenfeindliche Einstellungen zumindest ein Potenzial für die Übernahme von Bestandteilen rechtsextremer Ideologie. Dies wird u. a. im Aufsatz von Wilhelm Heitmeyer deutlich, der für sein Konzept der „Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit“ seit vielen Jahren in Deutschland einen umfassenden empirischen Nachweis führt. Die Aufsätze ergänzen sich sehr gut und bieten einen Überblick zu den aktuellen Entwicklungen des Rechtsextremismus in Deutschland und Europa. Die Vielschichtigkeit nationalistischer und faschistischer Bewegungen sei dabei nicht zwangsläufig ein Symptom der Schwäche, konstatiert Volker Weiß. Vielmehr erleichtere diese einen Prozess der Normalisierung und damit die Annahme von Teilen des Gedankenguts durch den Wähler. Neben dem Blick auf Europa bilden Jugendthemen sowie der Umgang mit dem Rechtsextremismus weitere Schwerpunkte des Sammelbandes. Wie schwierig Letzteres sein kann, zeigt sich an vielen Stellen – etwa beim Thema Ausstieg (Cornelia Schmalz-Jacobsen) oder in der qualitativen Studie von Reiner Becker über Eltern und ihre rechtsextremen Söhne. Trotzdem kann viel gegen braunes Gedankengut getan werden, wie Britta Schellenberg deutlich macht, und jede Person kann dazu ihren Beitrag leisten – nur wo es an zivilgesellschaftlichem und staatlichem Widerstand mangelt, macht sich Rechtsextremismus breit. Das Buch, in dem zentrale Beiträge der 13. Karlsruher Gespräche des Zentrums für Angewandte Kulturwissenschaft in Karlsruhe aus dem Jahr 2009 zusammengestellt sind, führt in gelungener Weise triftige Erkenntnisse zusammen. Es regt zur vertiefenden Lektüre an und bietet konkrete Empfehlungen für die Praxis. Eltern, Lehrer, Kommunalpolitiker, Verwaltungsfachleute und Wissenschaftler können davon gleichermaßen profitieren.
Dirk Burmester (DB)
Dr., Politikwissenschaftler, wiss. Angestellter der Freien und Hansestadt Hamburg.
Rubrizierung: 2.25 | 2.61 | 2.37 Empfohlene Zitierweise: Dirk Burmester, Rezension zu: Caroline Y. Robertson-von Trotha (Hrsg.): Rechtsextremismus in Deutschland und Europa. Baden-Baden: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34838-rechtsextremismus-in-deutschland-und-europa_41881, veröffentlicht am 08.03.2012. Buch-Nr.: 41881 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken