Occupy! Die ersten Wochen in New York. Eine Dokumentation
„Money talks – too much. Occupy!” So lautet die Aufschrift eines der wohl bekanntesten Plakate der sogenannten Occupy-Bewegung in New York. Doch was verbirgt sich hinter dieser neuen Protestbewegung? Von welchen gesellschaftlichen Akteuren wird sie getragen? Wer sind ihre Protagonisten und was sind ihre politischen Forderungen? Mit der u. a. vom bekannten US-amerikanischen Essayisten und Literaturwissenschaftler Mark Greif herausgegebenen Suhrkamp-Broschüre wird versucht, auf diese Fragen erste Antworten zu geben. Neben Augenzeugenberichten und kurzen Reportagen der ersten Protestwochen enthält das Werk eine Auswahl an politischen Essays namhafter Autoren; darunter Slavoj Žižek, Joseph E. Stiglitz und Doug Henwood. Eine fundierte wissenschaftliche Analyse der Occupy-Bewegung sollte der geneigte Leser jedoch nicht erwarten. Wie der Titel bereits vermuten lässt, handelt es sich bei dem überschaubaren Band lediglich um eine Momentaufnahme und vorläufige Dokumentation der wesentlichen Ereignisse und Diskurse (den Zeitraum vom 17. September bis 29. Oktober 2011 umfassend). Dementsprechend vage und unübersichtlich erscheinen die gesellschaftspolitischen Ziele und Vorstellungen dieser horizontal bzw. basisdemokratisch organisierten Bewegung – sie reichen von der Verstaatlichung der Banken und der Regulierung des Finanzwesens (Tobin Tax) bis hin zur Wiedereinführung des Glass-Stegall Acts (institutionelle Trennung von Einlagen- und Kreditgeschäft) und der Verwirklichung direkt-demokratischer Teilhaberechte. Der „Mangel an spezifischen Forderungen“ (86) und programmatischen Entwürfen ist offensichtlich, wenngleich er nicht als grundlegende Schwäche der Bewegung interpretiert werden sollte. Mark Greif und den anderen Herausgebern ist ein fragmentarischer Einblick in die Findungs- und Orientierungsphase der New Yorker Occupy-Bewegung gelungen. Wirklich Neues und Erhellendes bietet die Publikation jedoch nicht. Weder wird ein Überblick über die global vernetzte Occupy-Bewegung vorgenommen noch eine genauere Betrachtung ihrer zahlreichen Kritiker in Erwägung gezogen.