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Ingrid Jander

Politische Verfolgung in Brandenburg 1949 bis 1953. Der Kampf gegen Ost-CDU, Bauern und Kirchen im Spiegel der Akten von SED und Staatssicherheit

Düsseldorf: Droste Verlag 2012 (Forschungen und Quellen zur Zeitgeschichte 59); 624 S.; Ln., 49,- €; ISBN 978-3-7700-1910-6
Geschichtswiss. Diss., FU Berlin; Begutachtung: H. Köhler, A. Bauerkämper. – Die Autorin rekonstruiert auf breitester Aktenbasis die Prozesse der Stalinisierung in der frühen Phase des SED-Regimes in Brandenburg. Da die Analyse im größten Teil der Arbeit auf der Kreisebene spielt, ist die Auflösung des Landes Brandenburg im Jahr 1952 und die Errichtung der Bezirke von geringerer Bedeutung. Den Kampf gegen die SPD hatten die kommunistischen Funktionäre mit der Zwangsvereinigung von SPD und KPD zur SED und den sich anschließenden politischen „Säuberungen“ in der Einheitspartei bereits gewonnen. Mit der Gleichschaltung der CDU sollten die letzten Rückzugsräume bürgerlicher Politiker beseitigt werden. Die Darstellung dieses Prozesses nimmt mit 350 Seiten den größten Raum in der Dissertation ein. Die Entmachtung der Bauern und der Kampf gegen die Kirchen werden demgegenüber etwas knapper beschrieben. Diese Schwerpunktsetzung begründet sich damit, dass die Verfolgung der CDU für alle Kreise des Landes Brandenburg rekonstruiert, die der Bauern und der Kirchen aber exemplarisch dargestellt wird. Beide Vorgehensweisen erlauben intensive Einblicke in die SED-Herrschaftspraxis der frühen DDR. Gerade der beinahe minutiöse Nachvollzug der Maßnahmen der SED gegen die CDU in der ersten Hälfte des Jahres 1950 zeigt, wie planmäßig die Ausführung des Beschlusses des Politbüros zur „Säuberung der bürgerlichen Parteien von reaktionären Elementen“ angegangen wurde. Dabei wurde auch innerhalb der SED eine Kampagne gegen das „Versöhnlertum“ mit „reaktionären“ Kräften, das nahe liegender Weise gerade im dörflichen Raum auftrat, initiiert. Am Ende des Jahres 1950 hatte die SED in allen Kreisen „fortschrittliche“ CDU-Kreisvorstände etabliert. Ein abschließendes Kapitel ist der Systematisierung und dem Vergleich der Repressionsstrategien der SED gegen die drei politischen Gegner gewidmet. Die grundsätzliche Ähnlichkeit der Repressionsmaßnahmen zeigt, dass bereits mit der Ausschaltung einer eigenständigen CDU in den Jahren 1949/50 ein „ausgereiftes Modell totalitärer Herrschaftsdurchsetzung zur Verfügung stand“ (528), das bei der späteren Verfolgung von Bauern und Kirchen ebenfalls angewendet wurde.
Sebastian Lasch (LA)
M. A., wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
Rubrizierung: 2.314 Empfohlene Zitierweise: Sebastian Lasch, Rezension zu: Ingrid Jander: Politische Verfolgung in Brandenburg 1949 bis 1953. Düsseldorf: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34905-politische-verfolgung-in-brandenburg-1949-bis-1953_41960, veröffentlicht am 16.05.2012. Buch-Nr.: 41960 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken