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Robert Grzeszczak / Ireneusz Pawel Karolewski (Hrsg.)

The Multi-Level and Polycentric European Union. Legal and political studies

Wien/Berlin: Lit 2012 (Region – Nation – Europa 69); 174 S.; brosch., 29,90 €; ISBN 978-3-643-90181-1
Nach Ansicht der Editoren wird in vielen Veröffentlichungen zum Thema EU der Blick vorrangig auf den dynamischen Integrationsprozess sowie die daran beteiligten Akteure gerichtet. Demgegenüber beansprucht dieser Sammelband neuere Forschungsansätze zur Europäischen Union zu diskutieren, die unter zwei Strängen subsumiert werden können: Erstens ist der Multi-Level-System- bzw. Multi-Level-Governance-Ansatz zu nennen. Darunter verstehen die Herausgeber die Kooperation von Akteuren, die zwar unterschiedliche, aber voneinander abhängige Aufgaben zu erfüllen haben und diese Herausforderungen nur bewältigen können, wenn sie untereinander koordiniert zusammenarbeiten. Zweitens stellt der Band auch den polyzentrischen Ansatz vor, der die EU als ein nichthierarchisches, politisches und Rechtssystem mit mehreren Zentren betrachtet. Beide Ansätze, so die Herausgeber, können und werden in der jüngeren Forschung aus einem eher politischen oder aber aus einem eher rechtlichen Blickwinkel betrachtet. Ziel dieses Bandes ist es, die beiden neueren Forschungsansätze und ihre Erklärungskraft sowohl aus politik- als auch aus rechtswissenschaftlicher Perspektive zu erörtern und die bisherigen reduktionistisch bleibenden Ansätze zu überwinden. So gibt Renate Duda in ihrem Artikel einen Gesamtüberblick über den Multi-Level-Ansatz, diskutiert ihn aus beiden Blickwinkeln unter besonderer Berücksichtigung seiner theoretischen Genese: Gerade in den 1960er- und 1970er-Jahren dominierten funktionalistische und intergouvernementale Ansätze die EU-Forschung, wohingegen heute versucht werde, den sui generis-Status der Europäischen Union abzubilden. Insbesondere den Multi-Level-Governance-Approach hält sie für gut geeignet, denn er inkludiert sowohl die legislativen, exekutiven und juristischen Entscheidungen als auch die Durchdringung von Institutionen und Akteuren. Agnieszka Frąckowiak-Adamska stellt den zweiten Ansatz aus legislativer Perspektive anhand des konkreten Beispiels des Schutzes von Grundrechten vor. Dabei arbeitet sie heraus, dass die Grundrechte sowohl über die nationale, die EU- als auch die internationale Ebene (nationale Gerichte, Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte, EMRK) gesichert werden. Obgleich jedes der von Frąckowiak-Adamska vorgestellten Systeme über eigene Rechtsgrundlagen verfügt, koexistieren sie trotz ihres komplizierten Beziehungsgeflechts recht problemlos.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 3.1 | 3.3 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Robert Grzeszczak / Ireneusz Pawel Karolewski (Hrsg.): The Multi-Level and Polycentric European Union. Wien/Berlin: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34913-the-multi-level-and-polycentric-european-union_41979, veröffentlicht am 03.05.2012. Buch-Nr.: 41979 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken