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Saskia Handro / Thomas Schaarschmidt (Hrsg.)

Aufarbeitung der Aufarbeitung. Die DDR im geschichtskulturellen Diskurs

Schwalbach/Ts.: Wochenschau Verlag 2011 (Politik und Bildung 65); 207 S.; 22,80 €; ISBN 978-3-89974729-4
Die Autoren, überwiegend Geschichtsdidaktiker und Bildungsreferenten, beschreiben verschiedene Strömungen im geschichtspolitischen Umgang mit der DDR nach 1989/90. Es sei zunächst das Ziel der Aufarbeitung gewesen, heißt es, das Herrschaftssystem zu delegitimieren. Diesem von staatlichen Stellen der „neuen Bundesrepublik“ formulierten geschichtspolitischen Bedürfnis standen jedoch widersprechende individuelle Erinnerungen gegenüber, mit denen verschiedene Deutungsmuster selektiv aufgegriffen wurden. Dennoch könne man, so die Meinung des Potsdamer Historikers Martin Sabrow, von sowohl aus fachwissenschaftlicher als auch aus staatlicher Perspektive von einer „erfolgreichen Aufarbeitung“ (21) sprechen. Die Historiker haben sich seinem Eindruck nach von großen „Meistererzählungen“ entfernt und vermittelten eine Vielfalt von „Geschichte(n)“. Deren Auswirkung auf die Öffentlichkeit sei jedoch begrenzt. Sabrow arbeitet deshalb auch die wichtige Rolle der Massenmedien bei der Interpretation von Zeitgeschichte heraus – die von ihnen vermittelten Bilder erwiesen sich allerdings mit den fachwissenschaftlichen oft als nicht kompatibel. Zudem habe der Geschichtsunterricht an den Schulen „versagt“ (26) und vermittele verfestigte, gegenläufige Narrative. Dem widerspricht der Hamburger emeritierte Didaktiker Bodo von Borries, wie überhaupt der Band auch vom Diskurs verschiedener Positionen lebt und damit das von Sabrow gezeichnete Bild wiederum bestätigt. Von Borries kritisiert den „Alarmismus“ bezüglich des „Nicht-Wissens“ (bzw. „Falsch-Wissens“) (121) von Schülern, da deren Bilder hauptsächlich durch das private Umfeld und eben die Medien geprägt seien. Darüber hinaus plädiert er auch für eine verflechtende Untersuchung der „Doppel-Geschichte“ von Bundesrepublik und DDR – ein wichtiger Anspruch, den der Band nur teilweise einlösen kann. In ihm sind die Beiträge einer Tagung versammelt, die im Mai 2009 im Rahmen des „Geschichtsforums 1989/2009“ in Berlin stattfand.
Martin Munke (MUN)
M. A., Europawissenschaftler (Historiker), wiss. Hilfskraft, Institut für Europäische Studien / Institut für Europäische Geschichte, Technische Universität Chemnitz.
Rubrizierung: 2.35 | 2.314 | 2.315 Empfohlene Zitierweise: Martin Munke, Rezension zu: Saskia Handro / Thomas Schaarschmidt (Hrsg.): Aufarbeitung der Aufarbeitung. Schwalbach/Ts.: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34920-aufarbeitung-der-aufarbeitung_41987, veröffentlicht am 26.04.2012. Buch-Nr.: 41987 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken