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Jürgen Bellers / Markus Porsche-Ludwig

Fälle internationaler Konfliktregelung. UdSSR, Afghanistan, Kongo, Malvinas, Quernoy, Deutschland

Nordhausen: Verlag Traugott Bautz GmbH 2012; 227 S.; 25,- €; ISBN 978-3-88309-649-0
Wahrlich, es gibt Bücher, die einfach nicht zu empfehlen sind. Das von Bellers und Porsche-Ludwig ist eines davon. In der eher Sammelband- denn monografischen Charakter tragenden Publikation beziehen sich die Einzelkapitel nicht auf-, sondern stehen inhaltlich und strukturell unverbunden nebeneinander. Eine Einleitung, die den großen thematischen Rahmen aufspannen und das Ziel des Buches benennen müsste, fehlt gänzlich. So ist lediglich zu vermuten, dass die Autoren anhand ausgewählter Regionen skizzieren wollen, dass (insbesondere das Völker- und internationale) Recht einerseits helfen kann, Frieden zu sichern, andererseits aber auch Grund für Konflikte und kriegerische Auseinandersetzungen ist, sobald Recht und „gesellschaftliche Verhältnisse“ nicht mehr „angemessen“ sind (7; die hier wiedergegebenen Zitate beziehen sich allerdings explizit auf Kapitel I und nicht auf das gesamte Buch). Aber egal welcher implizit gestellten Frage die Autoren in ihrem Buch nachgehen wollen, die kleinteilige Gliederung (die sich nicht im Inhaltsverzeichnis widerspiegelt) hilft sicher nicht bei der Beantwortung, denn sie ist keineswegs strukturierend und orientierend, sondern verwirrend und den Lesefluss hemmend. Ein Beispiel: „2. Kennans Perzeption (Sowjet-)Russlands“ (45; der Abschnitt gehört zum im Inhaltsverzeichnis mit „II.“ gekennzeichneten Kapitel über den Kalten Krieg und die kommunistische Aggression) wird mit genau einem Satz bedacht, danach folgt Unterkapitel „2.0 Ost-West-Konflikt“, das keinen Fließtext hat, um sofort mit „2.1 Das ‚Bewegungsgesetz‘ der russischen Außenpolitik“ anzuschließen, das mit einem aus zwei Sätzen bestehenden Zitat von George Kennan abgehandelt wird. Auf derselben Seite beginnt auch noch „2.2 Historische und geopolitische Bedingungen russischer Außenpolitik“, denen immerhin knapp eine Seite eingeräumt wird. Für größte Verwirrung sorgen dann die Ausführungen zu den „Drittfunktionen“ (143 ff.). Eine Drittfunktion wird laut Autoren immer schon dann im Kontext einer Beziehung zwischen zwei Entscheidungsträgergruppen zu einer triadischen Relation, wenn „eine bloße Reaktion oder deren schiere, passive Existenz [vorhanden ist], soweit sie von den beiden anderen als Dritter perzipiert wird“ (146). An diese Minimaldefinition schließen sich mathematische Formeln zur Berechnung der Drittfunktion an, die in die von Herman Kahn entwickelte Konfliktskala (allerdings beschränkt auf die ersten drei Krisentypen) eingebettet wird, aber nur wenig zum Erkenntnisgewinn beiträgt.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 4.41 | 2.67 | 2.68 | 4.1 | 2.61 | 2.65 | 4.21 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Jürgen Bellers / Markus Porsche-Ludwig: Fälle internationaler Konfliktregelung. Nordhausen: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34948-faelle-internationaler-konfliktregelung_42029, veröffentlicht am 16.05.2012. Buch-Nr.: 42029 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken