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Martin Kreutner (Hrsg.)

Contributions to the International Anti-Corruption Summer Academy 2011

Wien/Graz: Neuer Wissenschaftlicher Verlag 2012 (Practice Meets Science – Contemporary Anti-Corruption Dialogue 1); 182 S.; geb., 34,80 €; ISBN 978-3-7083-0814-2
Korruption ist zweifelsohne eine in ihren Wirkungen desaströse, jedoch in Politik und Verwaltung immer wiederkehrende Praxis. Verschiedene Regierungschefs – zuletzt Silvio Berlusconi – sahen sich nach ihrem Ausscheiden aus dem Amt mit Verdachtsfällen von Vorteilsannahme und/oder Korruption konfrontiert, was auch belegt, dass eine Leistungsbeschleunigung durch Geldgeschenke mitnichten ein außereuropäisches Thema ist. Der Sammelband präsentiert die Schulungsunterlagen und Beiträge der Sommerakademie der International Anti-Corruption Academy (IACA), einer selbstständigen internationalen Organisation, aus dem Jahr 2011. Der interdisziplinäre Ansatz im Umgang mit den Themen Korruption und Korruptionsbekämpfung ist durchweg Programm. Dieser Ansatz, der gar nicht so sehr „ideas in a new land of the real world“ (42) propagiert, wie Michel Girodo meint, trägt der Tatsache Rechnung, dass seit einigen Jahren der Korruption, ihren Ursachen und den entsprechenden Gegenstrategien in verschiedensten Institutionen und Organisationen in Wirtschaft und Politik eine gesteigerte Aufmerksamkeit zuteil wurde und wird. Denn Korruption stellt nicht nur die Sicherheit und damit die Stabilität ganzer Staaten infrage, sie untergräbt auch das Vertrauen in demokratische Entscheidungsprozesse sowie in das Prinzip der Rechtsstaatlichkeit. Schon mit diesen wenigen Punkten, auf die Christian Stadler in seinem Beitrag ausführlicher hinweist, ist also die demokratietheoretische Relevanz der Korruptionsproblematik umrissen, die eben nicht nur kriminelle, sondern auch politische – um nicht zu sagen: anti-politische oder politisch destruktive – Komponenten enthält und damit eines der Haupthindernisse für Good Governance ist. Die vier Themenfelder des Bandes – Ethik, Psychologie und Prävention, Politikwissenschaft und das Phänomen der Korruption, der Öffentliche Dienst und Anti-Korruptions-Maßnahmen sowie die Privatwirtschaft und Compliance – spiegeln dabei sehr gut die Bandbreite der Thematik. Für einen eher grundsätzlichen Einstieg in das Thema Korruption, in dem sich sogar noch auf eineinhalb Seiten Platz für eine kurze Philosophiegeschichte findet, sei der Beitrag von Stadler empfohlen, der neben einer Brücke von (politischer) Philosophie, Ethik und Korruption auch noch den Nexus hin zur globalen, institutionalisierten Ebene von Korruptionsbekämpfung bei den Vereinten Nationen herzustellen vermag. Deutlich wird hier indes auch auf geradezu exemplarische Art und Weise die Schwäche des Bandes, nämlich die doch arg kurze Darstellung komplexer und verwickelter Probleme. Mitunter wäre hier gerade nicht „weniger mehr“ gewesen.
Matthias Lemke (LEM)
Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.23 | 2.21 | 2.2 | 2.67 | 2.68 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Martin Kreutner (Hrsg.): Contributions to the International Anti-Corruption Summer Academy 2011 Wien/Graz: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35065-contributions-to-the-international-anti-corruption-summer-academy-2011_42203, veröffentlicht am 21.06.2012. Buch-Nr.: 42203 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken