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Markus Bernhardt

Das braune Netz. Naziterror – Hintergründe, Verharmloser, Förderer

Köln: PapyRossa Verlag 2012 (Neue Kleine Bibliothek 173); 117 S.; 9,90 €; ISBN 978-3-89438-482-1
Die Morde der Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) nimmt der Autor zum Anlass, sich grundsätzlich mit Rechtsextremismus in Deutschland zu beschäftigen: „Angesichts des zunehmend schlechteren Zustands der Grund- und Freiheitsrechte in der BRD ergibt es daher keinen Sinn, die Morde und Anschläge des ‚NSU‘ isoliert zu betrachten. Im vorliegenden Buch soll es vielmehr darum gehen, sie vor diesem Hintergrund politisch einzuordnen und zu bewerten.“ (12) Insofern verwundert es nicht, dass sich Bernhardt nur in einem kleinen Teil des Buches tatsächlich mit dem NSU und seinen Taten befasst. Im selben Umfang wird die Rolle der Verfassungsschutzämter beleuchtet. In weiteren Kapiteln widmet sich der Autor der Neonaziszene in Dortmund und den Auseinandersetzungen um die Blockaden der jährlichen rechtsradikalen Demonstration in Dresden. Hier stellt sich die Frage nach der Struktur der Abhandlung und nach einer Begründung der ausgewählten Spotlights. Das umfangreichste Kapitel ist der Extremismustheorie gewidmet. Wie in zahlreichen neueren linken Veröffentlichungen werden die bekannten Einwände nur noch wiederholt. Auch die wissenschaftstheoretisch nicht haltbare Kritik, die Extremismustheorie sei nicht wissenschaftlich, wird mit Verve, aber ohne Kenntnis der wissenschaftstheoretischen Literatur erneut vorgetragen. Solche Kapitel scheinen nur der rituellen Selbstbestätigung zu dienen. Insgesamt trägt das Buch aber kaum zum Erkenntnisfortschritt bei. Es wird lediglich zusammengefasst, was weitgehend aus der Zeitungslektüre über den NSU bekannt ist. Sobald die Faktenlage unsicher ist, greift der Journalist zum Konjunktiv oder arbeitet mit einem Generalverdacht dem Staat gegenüber. Die diesbezügliche These lautet, dass der Staat nicht nur auf dem rechten Auge blind sei, sondern es auch eine „Kumpanei“ (7) der Geheimdienste mit rechtsradikalen Gewalttätern gebe. An Differenzierungen scheint dem Autor nicht gelegen zu sein, wenn es nicht seiner These von den bösen Geheimdiensten entspricht. So wird der Kumpanei-Vorwurf gleich mehreren Landesverfassungsschutzämtern gemacht. Dass die Fehleinschätzungen und das Fehlverhalten zwischen den verschiedenen Ämtern stark divergieren, wird nicht diskutiert, da es sich offenkundig schlecht mit der Ausgangsthese verträgt. In der Gesamtschau handelt es sich weniger um ein Sachbuch als um eine linke Streitschrift, der manches Mal die Substanz und die Originalität fehlt.
Christoph Busch (CHB)
Dr., Ministerium für Inneres und Kommunales des Landes Nordrhein-Westfalen.
Rubrizierung: 2.37 | 2.325 Empfohlene Zitierweise: Christoph Busch, Rezension zu: Markus Bernhardt: Das braune Netz. Köln: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35066-das-braune-netz_42204, veröffentlicht am 28.06.2012. Buch-Nr.: 42204 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken