In seiner Wesensbestimmung der Demokratie bezeichnet Salomon diese als gesellschaftlichen Zustand, den es noch zu erkämpfen gilt. Den Demokratiebegriff diskutiert er dabei aus einer liberalismuskritischen Perspektive. Als grundlegend erstrebenswert entwirft er eine soziale Demokratie in Abgrenzung zu einer bürgerlichen und warnt vor den Gefahren eines Bonapartismus – einer autoritären Herrschaft mit scheinbarer demokratischer Legitimation. Bürgerliche Demokratie bezeichnet dabei einen Demokratiebegriff unter dem Deckmantel repräsentativer Verfahren, worin Politik zwar formal demokratisch ist, gesellschaftlich jedoch weiterhin nicht-demokratische Machtverhältnisse herrschen. Salomon zeichnet die Entwicklung historisch nach, dabei setzt er in der Zeitspanne vom 17. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts Demokratie in den Zusammenhang mit Revolution, im 19. Jahrhundert mit Sozialismus und im 20. Jahrhundert mit Katastrophen. Der Fokus der Betrachtung liegt auf den Bemühungen, soziale Demokratie zu verwirklichen. Mit Blick auf die Entwicklung zu Beginn des 21. Jahrhunderts greift der Autor den Begriff der Postdemokratie auf. Er warnt davor, derzeitige plebiszitäre Bestrebungen als Indikator für das Erstarken sozialer Demokratie zu deuten. Diese „Versammlungen von Individuen“ (122) verweisen, so Salomon, vielmehr auf einen „Soft-Bonapartismus“ (nach Losurdo), da hier die Durchsetzung summierter Einzelinteressen von einem Herrscher verlangt werden und nicht eine allgemeine Demokratisierung der Gesellschaft. Salomon gibt einen ausführlichen Überblick der kritischen Sichtweise auf die Demokratieentwicklung bis heute. Obgleich mit einer programmatischen Tonlage, trifft der Autor den aktuellen Diskurs um demokratische Krisenhaftigkeit und stellt diesem eine diskutable kritische Position gegenüber.