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Hans-Bernd Zöllner

Konflikt der Welt-Anschauungen. Die "Zwei Birmas" seit Beginn der Kolonialzeit

Berlin: regiospectra Verlag 2011; 163 S.; 20,90 €; ISBN 978-3-940132-30-7
Das Anliegen von Zöllner, Autor von mehreren Publikationen über Birma, ist es, eine seit Beginn der Kolonialzeit vorherrschende Spaltung des Landes in zwei Lager aufzuzeigen. Im Gegensatz zu Darstellungen, die die bewegte Geschichte als eine von Brüchen interpretiert, hebt Zöllner somit die Kontinuitäten hervor. Als Ausgangspunkt dieser Darstellung wählt er eine Parlamentsdebatte von 1940, die bisher noch nicht wissenschaftlich analysiert wurde. Ihr Thema war die Haltung Birmas zum Krieg in Europa. Allerdings kamen dem Autor zufolge grundsätzliche Fragen hinsichtlich der Einschätzung der Entwicklung Birmas wie auch zahlreiche Themen innerhalb dieser Debatte zum Vorschein, die die Zukunft des Landes in den folgenden Jahrzehnten prägen sollten. Als zentral macht der Autor einen Konflikt zwischen zwei Weltanschauungen aus, in dem es um die nationale Identität des Landes gegangen sei. Danach haben Vertreter der britischen Sicht, nach der zwischen Freiheit und Barbarei zu wählen gewesen sei, Anhängern der nationalistischen Sicht, die die Konflikte um die Thematik von Selbstbestimmung oder Fremdbestimmung zugespitzt haben, gegenübergestanden. Diese zwei Seiten, die Zöllner bewertungsfrei darzustellen versucht, ließen einen sich durch die Geschichte Birmas ziehenden Antagonismus erkennbar werden. Dieser stehe zudem beispielhaft dafür, dass sich das Land „seit dem Beginn der Kolonialzeit in einem zumindest latenten Kriegszustand mit sich selbst“ (142) befunden habe. Zöllner beklagt hierbei, dass die fehlende nationale Identität auf beiden Seiten durch eine Abgrenzung zu einem „Anderen“ (142) zu definieren versucht worden sei. Sein Ausweg besteht darin, sich den bisher nur am Rande thematisierten Sachfragen zuzuwenden sowie die Nationenbildung über die Art der Darstellung der Geschichte Birmas in Geschichtsbüchern so voranzutreiben, dass eine Versöhnung der bis in die Gegenwart wirksamen Weltanschauungen möglich werden könnte.
Jan Achim Richter (JAR)
Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.68 | 4.1 | 2.21 | 2.22 | 2.23 Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: Hans-Bernd Zöllner: Konflikt der Welt-Anschauungen. Berlin: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35070-konflikt-der-welt-anschauungen_42208, veröffentlicht am 05.07.2012. Buch-Nr.: 42208 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken