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Franziska Blum

Teaching Democracy. The Program and Practice of Aung San Suu Kyi's Concept of People's Education

Berlin: regiospectra Verlag 2011; 112 S.; 18,90 €; ISBN 978-3-940132-27-7
Bachelorarbeit. – Aung San Suu Kyi gehört sicherlich zu den aktuell im Westen vielbeachteten politischen Persönlichkeiten Asiens, wozu auch die im Juni nachgeholte Dankesrede für den Friedensnobelpreis, den sie vor 21 Jahren erhielt, beigetragen hat. Gleichzeitig steht die Politikerin beispielhaft für den Demokratisierungsprozess Birmas, den sie selbst mit vorangetrieben hat und weiter vorantreibt. Dass sie neben einem aktiven politischen Engagement für Demokratie und Menschenrechte zudem über einen eigenen politikphilosophischen Ansatz, der ihrem aktiven politischen Einsatz ein theoretisches Fundament verleiht, verfügt, zeigt das Buch von Blum. Im Mittelpunkt steht das Konzept der „people’s education“ (51). Demokratie beginne für Suu Kyi damit zunächst immer erst mit der Erziehung des Volkes und nicht mit Etablierung von politischen Institutionen und der Gewaltenteilung, da nur so ein notwendiger Mentalitätswandel des burmesischen Volkes stattfinden könne, der die Grundlage für eine Demokratie darstelle. Blum macht darauf aufmerksam, dass Suu Kyi das burmesische Volk genauso wie die Militärjunta für ungebildet hält. Insofern verstehe sich Suu Kyi auch selbst als Lehrerin, die die nötige spirituelle und weltliche Mentalitätsveränderung anregen will. Der spirituelle Aspekt überwiege dabei innerhalb des Erziehungskonzeptes von Suu Kyi, da eine spirituelle Revolution der weltlichen Transformation vorausgehe. Im Erziehungskonzept lassen sich nach Blums Auffassung unterschiedliche Strömungen aufdecken wie z. B. Verweise auf Gandhi, Rousseau und auf buddhistische Lehren. Interessant – und mit dem westlichen Demokratiedenken ebenso wenig vereinbar wie die spirituelle Dimension im Ansatz von Suu Kyi – ist zudem, dass Suu Kyi aufgrund der Notwendigkeit kompetenter Lehrer ein personalisiertes politisches System bevorzuge, das also auf starken Führungspersonen aufbaut, womit eine elitäre Tendenz sichtbar wird. Grundlage der Analyse sind fünf Vorträge von Suu Kyi, die sie 1995 gehalten hat und die mittlerweile ins Englische übersetzt wurden. Alle Reden sind im Anhang beigefügt worden. Zusätzlich wurden drei weitere Reden zur Analyse herangezogen. Im Vorwort weist der Birma-Experte Hans-Bernd Zöllner darauf hin, dass dies nur ein Bruchteil der veröffentlichten Reden von Kyi ist, woraus geschlossen werden kann, dass Blums Buch ein erster wertvoller Schritt zur Erschließung des theoretischen Denkens von Suu Kyi ist, es jedoch noch weiterer Schritte zur Vervollständigung bedarf.
Jan Achim Richter (JAR)
Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.68 | 2.22 Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: Franziska Blum: Teaching Democracy. Berlin: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35071-teaching-democracy_42209, veröffentlicht am 05.07.2012. Buch-Nr.: 42209 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken