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Stefan Aust / Adrian Geiges

Mit Konfuzius zur Weltmacht. Das chinesische Jahrhundert

Berlin: Quadriga Verlag 2012; 237 S.; 19,99 €; ISBN 978-3-86995-032-7
Wer sich allgemein über das China der Gegenwart informieren möchte, wird in diesem Band thematisch breit gefächert informiert – der titelgebende Konfuzius fungiert dabei als Metapher für den Wandel weg vom Kommunismus und erinnert zugleich daran, dass China schon vor zweitausend Jahren von bedeutender Größe und in vielerlei Hinsicht fortschrittlich war. Auf einen kurzen historischen Abriss folgt die Betrachtung verschiedener aktueller Entwicklungen; in knappen Kapiteln werden Weltraumforschung und Sportförderung oder die Erziehung und Bildung von Kindern in Zeiten des Turbokapitalismus vorgestellt. Aust und Geiges stützen sich auf eigene Recherchen, die allerdings wie im Fall des für den Spiegel geführten Interviews mit Jiang Zemin von 2002 mitunter schon einige Zeit zurückliegen. Jüngere Ereignisse wie die Absetzung des Parteichefs von Chongqing Bo Xilai oder die aktuellen Schikanen gegenüber Ai Weiwei konnten nicht mehr oder nur unvollständig berücksichtigt werden. Als Experte für die Einordnung der Entwicklung Chinas wird vor allem der Sinologe Tilman Spengler zitiert, die Darstellung der Mao-Ära stützt sich vornehmlich auf die von Jung Chang und Jon Halliday verfasste Biografie. Diese und andere manchmal nicht mehr ganz neuen und bekannten Quellen werden in den einzelnen Kapiteln mit aktuellen Beobachtungen, die bereits den Medien zu entnehmen waren, verknüpft. Insgesamt ist damit ein flott geschriebener Überblick ohne wissenschaftlichen Anspruch entstanden. Zu kritisieren ist die streckenweise eindimensionale Darstellung, so in dem Beitrag über die chinesische Afrika-Politik mit der reißerischen Überschrift „Afrika fest in chinesischer Hand“, in dem die Geschäfte europäischer und arabischer Investoren ausgeblendet bleiben. Der abschließenden Mutmaßung der beiden Autoren angesichts des nach Zahlen so großen wirtschaftlichen Erfolgs, dass die Chinesen vielleicht „schlicht die bessere Weltanschauung“ (225) haben, mag man nach der Lektüre nicht folgen.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.68 | 4.22 | 2.22 | 2.26 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Stefan Aust / Adrian Geiges: Mit Konfuzius zur Weltmacht. Berlin: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35073-mit-konfuzius-zur-weltmacht_42212, veröffentlicht am 16.08.2012. Buch-Nr.: 42212 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken