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Wolfgang Kraushaar

Der Aufruhr der Ausgebildeten. Vom Arabischen Frühling zur Occupy-Bewegung

Hamburg: Hamburger Edition 2012; 253 S.; geb., 12,- €; ISBN 978-3-86854-246-2
2011 wird als ein von Krise und Protest geprägtes Jahr in Erinnerung bleiben. Der arabische Frühling und die Occupy-Bewegung waren dabei Höhepunkte, die von vielen weiteren Protestereignissen begleitet wurden. Wolfgang Kraushaar zeichnet diese rasanten und vielfältigen Geschehnisse nach und diskutiert Verbindungslinien, Ursachen und Perspektiven der Proteste. Zunächst wird ein breites und heterogenes Panorama der verschiedenen Stationen und Akteure illustriert, vom Tahrir-Platz in Kairo und bis zum New Yorker Zuccotti-Park, genannt werden auch Proteste in Peking, Lissabon, Madrid, Chile, Tel Aviv und Deutschland. Trotz der sehr unterschiedlichen Qualität der Bewegungen zeigen sich bei näherer Betrachtung interessante Ähnlichkeiten, wie etwa in den Aktionsformen, bei den beteiligten und antreibenden Bevölkerungsgruppen oder angesichts der Protestmotive. Damit wird zugleich deutlich, wie wichtig andere Protestereignisse als Impuls oder Inspiration waren. In diesem Zusammenhang betont Kraushaar die erhebliche Bedeutung neuer virtueller Räume, geschaffen im arabischen Raum insbesondere durch den Fernsehsender al-Dschasira und weltweit durch die rasant gestiegene Verbreitung von Social Media. Die despotischen Herrschaftsformen im arabischen Raum und die globale Finanzkrise gelten als wesentliche, jedoch lokal äußerst spezifisch wirkende Ursachen der Proteste. Trotz aller Unterschiede führten aber beide Phänomene dazu, dass gut ausgebildete junge Menschen in eine Situation der Prekarisierung, Perspektivlosigkeit und materieller Verunsicherung versetzt wurden. Dies identifiziert Kraushaar als ein wesentliches Charakteristikum der Proteste – er bezeichnet sie daher als den „Aufruhr der Ausgebildeten“. Die Folgen beschreibt Kraushaar als ambivalent: Alle Proteste haben erhebliche Rückschläge erlitten beziehungsweise es ist eine Stagnation zu verzeichnen – es bleibe bislang offen, ob die politischen Früchte noch geerntet werden können. Den wesentlichen Erfolg der Protestbewegungen verortet Kraushaar daher in sichtbarer symbolischer Macht, die nun jedoch durch politische Forderungen konkretisiert werden müsse.
Ingmar Hagemann (IHA)
Dipl.-Politologe, wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Universität Duisburg-Essen.
Rubrizierung: 2.22 | 2.2 | 2.25 | 2.331 | 2.61 | 2.63 | 2.65 | 4.43 | 4.45 Empfohlene Zitierweise: Ingmar Hagemann, Rezension zu: Wolfgang Kraushaar: Der Aufruhr der Ausgebildeten. Hamburg: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35076-der-aufruhr-der-ausgebildeten_42215, veröffentlicht am 21.06.2012. Buch-Nr.: 42215 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken