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Barbara Henry / Alberto Pirni (Hrsg.)

Der asymmetrische Westen. Zur Pragmatik der Koexistenz pluralistischer Gesellschaften

Bielefeld: transcript Verlag 2012 (Sozialtheorie); 302 S.; 32,80 €; ISBN 978-3-8376-1705-4
Die Frage, wie mit einer alle Bereiche des sozialen Lebens umfassenden Pluralität in ausdifferenzierten Gesellschaften umgegangen werden soll, hat viele Autoren sozialwissenschaftlicher Arbeiten in den vergangenen Jahrzehnten umgetrieben. Auch dieser Sammelband nimmt seinen Ausgangpunkt in dem unhintergehbarem Faktum des Pluralismus. Drei Themen dienen dabei nach Angabe der Herausgeber als Orientierungspunkte: Erstens „der Westen“, der als politischer und kultureller Ort einer kritischen Betrachtung unterzogen werden soll, um seine Verortung neu zu definieren. Zweitens die Asymmetrie und damit verbunden die „Emanzipation der Differenz“ (8). Und drittens die individuelle und kollektive Identität. Alle Beiträge befassen sich mit diesen Themen auf die eine oder andere Weise, wobei immer die Probleme der Anerkennung und des Pluralismus mitschwingen. Die Herausgeber sehen entsprechend das Ziel des Bandes darin, einen Überblick über diese miteinander verflochtenen Themenkomplexe zu geben mit dem Hauptzweck, die „Kartographie eines […] dynamisch sich beständig verändernden Territoriums zu skizzieren“ (12). Geordnet sind die insgesamt zehn Beiträge anhand von vier „Dialoge[n]“ (18), die um die Themen Identität, Alterität, Anerkennung, Differenz, Demokratie und Pluralismus kreisen. Die Artikel sind durchgehend auf einem anspruchsvollen Niveau geschrieben, wobei viele der Autoren einen weitgehend philosophischen Schwerpunkt wählen. Einen expliziten Bezug zur politischen Theorie enthält der vierte Dialog mit dem Titel „Asymmetrische Demokratien“. Beispielhaft kann hierfür der Beitrag von Enno Rudolph gelten. Er zeichnet das Demokratieverständnis von Richard Rorty nach, der einen dritten Weg durch eine „originäre Synthese aus Pragmatismus und Liberalismus“ (222) auf der Grundlage eines Historismus und Darwinismus konstruiere und keinen Trost in der Suche nach der Wahrheit suche, sondern in einer Solidarität von sich als Zweckbündnis zusammengeschlossenen Bürgern. Abgeschlossen wird der Band mit einem Interview mit Anna Czajka und Franz Martin Wimmer, die über die Entwicklung und die Aufgaben einer interkulturellen Philosophie sprechen.
Jan Achim Richter (JAR)
Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 5.42 | 5.41 | 2.1 Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: Barbara Henry / Alberto Pirni (Hrsg.): Der asymmetrische Westen. Bielefeld: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35126-der-asymmetrische-westen_42284, veröffentlicht am 21.06.2012. Buch-Nr.: 42284 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken