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Kristina Schröder / Caroline Waldeck

Danke, emanzipiert sind wir selber. Abschied vom Diktat der Rollenbilder

München/Zürich: Piper 2012; 240 S.; kart., 14,99 €; ISBN 978-3-492-05505-5
„Dieses Buch ist ein gemeinsamer, persönlicher Standpunkt von zwei Frauen Mitte 30“ (7), so beginnt das von der Familienministerin Schröder und ihrer engen Mitarbeiterin Waldeck verfasste Buch, in dem gleich zwei Seiten später eingeräumt wird, dass die Autorinnen der Perspektive „Kristina Schröder“ den Vorzug geben. Das Buch ist auch alles andere als privat oder gar persönlich. Es ist eine durch und durch politische Auseinandersetzung mit den „widersprüchlichen Anweisungen selbst ernannter Autoritäten, die uns sagen, wie wir leben sollen“ (9). Gemeint sind dabei fast ausschließlich „die“ Feministinnen, denen die Autorinnen ein Weltbild unterstellen, „in dem die Frau vor allem Opfer von Rollenfallen und Männerbünden“ und „als diskriminiertes und benachteiligtes Geschlecht vorkommt“ (9). So arbeiten sich Schröder und Waldeck denn auch an „Vertreterinnen einer feministischen Weltanschauung“ ab, was aufgrund der sichtlich verkürzten und eindimensionalen Darstellung geradezu ärgerlich ist. Denn ausgerechnet die dem Gleichstellungspostulat offiziell am meisten verpflichtete Vertreterin des Staates, die zwar nicht müde wird, die „ideologische Begleitmusik deutscher Frauen- und Familienpolitik“ (8) zu kritisieren, bleibt am Ende selbst die für eine Modernisierung des Frauen- und Familienbildes notwendigen Lösungsvorschläge schlichtweg schuldig. Stattdessen wird die Ausgestaltung eines gerechten Rollen- und Geschlechterbildes allein den Frauen überantwortet. Fehlende Kinderbetreuungsplätze, ungerechte Lohnstrukturen, mangelnde flexible Arbeitszeitmodelle usw. können aber – und dies ist der entscheidende Denkfehler im System Schröder – nicht durch individuelle Wunschvorstellungen vom Frausein an und für sich kompensiert werden. Für die von einer solchen Politik betroffenen Frauen und Männer wäre es wünschenswert gewesen, wenn die Ministerin ihre kostbare „freie Zeit“ (7) vielmehr in die ihr qua Amt zur Verfügung stehende Stärkung der gleichstellungspolitischen Handlungsfelder genutzt hätte, um eben jene vielfach beschworene Wahlfreiheit überhaupt erst strukturell zu ermöglichen.
Eva Voß (EV)
Dr., Politikwissenschaftlerin, Senior Referentin für Diversity Management bei der Bertelsmann AG.
Rubrizierung: 2.36 Empfohlene Zitierweise: Eva Voß, Rezension zu: Kristina Schröder / Caroline Waldeck: Danke, emanzipiert sind wir selber. München/Zürich: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35155-danke-emanzipiert-sind-wir-selber_42326, veröffentlicht am 08.11.2012. Buch-Nr.: 42326 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken